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Besserwisser

Beim Einkaufen kann man ja immer wieder Gespräche von anderen mithören.

Im März habe ich des Öfteren gehört: „Wenn die Politiker sofort, als das in China losging, Maskenpflicht und Abstandsregeln eingeführt hätten, dann hätten wir uns den ganzen Zirkus mit den Schließungen sparen können.“

Im Mai habe ich dann gehört: „Was soll der ganze Blödsinn mit Masken und Abstand? Es ist doch gar nichts groß passiert.“

Natürlich darf auch zu Corona jeder und jede seine und ihre eigene Meinung haben und auch äußern. Mich stört es aber, wenn diese Meinungen mit absoluter Gewissheit vorgetragen werden. Nicht der leiseste Zweifel ist herauszuhören. Es gibt Menschen, die wissen es offenbar besser als andere, insbesondere als die Entscheidungsträger. Es sind Besserwisser. Und sie gehen mir auf den Keks. Aber vielleicht haben ja auch die Besserwisser ihre Funktion in unserer Gesellschaft.

Der biblische Prophet Jeremia und auch Jesus sind ihren jeweiligen Zeitgenossen sicher auch als Besserwisser vorgekommen.

Wie, Jeremia, unser Land wird zerstört werden? Wir haben doch den Tempel und Gott selbst auf unserer Seite.

Wie, Jesus, du stellst alle unsere religiösen Regeln in Frage? Die haben sich schon lange bewährt und dienen unserem Leben gemäß dem Willen Gottes.

Erst im Nachhinein wurden Jeremia und Jesus anerkannt.

Es war doch etwas dran an ihrer Besserwisserei. Also sollte ich mich vielleicht nicht über die Besserwisser ärgern. Ich muss ja nicht ihre Meinung übernehmen. Aber ich kann sie nutzen, das zu tun, was ich mir von ihnen auch wünsche: mich selbst kritisch zu hinterfragen.

Auf dass ich nicht selbst zum Besserwisser werde.