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Besser arm dran …

Besser arm dran, als reich alt, könnte man meinen. Jedenfalls hat die Saarbrücker Zeitung dieser Tage getitelt:„Der Ruhestand ist für Gutverdiener gefährlicher“; und zitiert eine Studie des Essener RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung: Bei gut verdienenden Männern steigt die Sterblichkeit mit Eintritt ins Rentenalter um bis zu drei Prozent. Dabei sinkt sie bei Männern der unteren Einkommenshälfte um ein Prozent. Geringverdiener, die oft körperlich und seelisch belastende Arbeit haben, empfinden das Ende der Erwerbsarbeit schlicht als erholsam. Demgegenüber leiden die Gutverdiener an der sozialen Isolation des Rentenalters; gemessen jedenfalls an den interessanten Jobs, die sie vorher hatten.

Besser arm dran, als reich alt? Unsinn. Die einen atmen auf und die anderen haben an ihrem Bedeutungsverlust ein Weilchen zu schlucken. Was manchen nicht bekommt. Mehr sagt die Studie letztlich nicht aus.

Über die Lebenserwartung jedenfalls sagt die Studie gar nichts. Da zeigt sich nämlich ein ganz anderes Bild. Reiche Männer leben im Schnitt ca. fünf Jahre länger als arme. Bei Frauen sind es etwa dreieinhalb Jahre. Das leuchtet ja auch ein. Reiche können sich bessere Wohnlagen, hochwertigeres Essen und mehr Urlaub leisten. Jede zweite Rente liegt unter 900,-€. Wenn man ausschließlich davon leben muss, ist  halt nichts mit Bio-Kost und ab und an einer Kur in Bad-Wo-auch-immer.

„Du sollst Vater und Mutter, d.h. die Alten, ehren“. Alle Alten sollen in Würde leben können. Darum geht es im vierten Gebot. Wohlstand oder Armut im Alter und damit die Lebenserwartung entscheiden sich allerdings nicht an einem Prozent Rente mehr oder weniger. Sie sind lange vorher entschieden. Sie entscheiden sich zum Beispiel an Bildungschancen, an guten Löhnen und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Und da ist noch viel zu tun.