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Sodom und Gomorrha

Vor mir das Gelobte Land. Das Sehnsuchtsland des biblischen Volkes Israel auf seiner Wüstenwanderung. Das Land, wo Milch und Honig fließen. Ich stehe auf dem Berg Nebo in Jordanien. Die Aussicht ist überwältigend. Fast hätte ich keinen Blick gehabt für die Ausgrabungsstätte Tall El-Hammam ein paar Kilometer nordwestlich. Hier könnten sie gelegen haben, die Städte Sodom und Gomorrha. Archäologisch spricht einiges dafür.

Sodom und Gomorrha – der Inbegriff aller moralischen Verkommenheit. Loth, der Neffe Abrahams, hat mit seiner Familie in Sodom gelebt. Weil die Menschen in Sodom so verkommen sind, will Gott die Stadt vernichten. So erzählt’s die Bibel. Abraham will Loth retten. Deshalb beginnt er mit Gott zu feilschen. Und der verspricht ihm: „Wenn nur 100 gute Menschen in Sodom leben, will ich die Stadt verschonen.“ Abraham ahnt: Das mit den 100 guten Menschen könnte schwierig werden. Es gelingt ihm, Gott auf zehn Gute runterzuhandeln. Aber da sind auch keine zehn.

Zwei Engel sollen Loth und seine Familie vor dem unausweichlichen Untergang der Stadt retten. Als die Sodomiter hören, dass Fremde in der Stadt sind, wollen sie diese vergewaltigen. Loth bietet ihnen stattdessen seine beiden Töchter zur Vergewaltigung an. Es ist nur den Engeln zu danken, dass nichts passiert und alle gerettet werden. Später werden die Töchter schwanger von ihrem Vater Loth. Die Bibel erzählt das als eine Geschichte der Verführung durch die Töchter. Aber sehr offensichtlich ist es eine Geschichte des Missbrauchs. Zehn Gute? Da war nicht einer. Warum Loth gerettet wurde, ist mir ein Rätsel.

Ich stehe auf dem Berg Nebo. Rechts unten Sodom und Gomorrha. Fast hätte ich keinen Blick gehabt für das Gelobte Land vor mir.