Beiträge

Bereitet dem Herrn den Weg I

Heute vor genau einundsechzig Jahren hat der Pfarrer und Bürgerrechtler Martin Luther King in einem Linienbus direkt in der ersten Reihe neben einem Weißen Platz genommen. Bis zu diesem Tag war das verboten gewesen. Doch von nun an durften Schwarze im Bus sitzen, wo sie wollten. Auch in den ersten Reihen, auch neben Weißen. Und das alles kurz vor Weihnachten.

Und heute? Die meisten sind kurz vor Weihnachten noch auf den letzten Drücker mit eiligen Besorgungen für das Festessen und die Geschenke unterm Tannenbaum beschäftigt. Da höre ich ganz nebenbei in den Nachrichten die Meldung, dass fünf junge Mädchen im Zug von zwei Männern bedrängt worden sind und mit Hilfe einer 15-Jährigen, die eingreift, entkommen konnten. Und ich lese den Wochenspruch für diese letzte Adventswoche: “Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig.”

Martin Luther King war ein Wegbereiter für ein friedliches Miteinander zwischen schwarzen und weißen Menschen. Ebenso das 15-jährige Mädchen aus dem Zug: den fünf anderen Mädchen hat sie die Chance des Entkommens bereitet angesichts ihrer Bedränger. Beide – Martin Luther King und die 15-Jährige – haben damals wie heute die Gleichgültigkeit der Menschen angesichts von Unrecht und Gewalt durchbrechen können. Das ist gewaltig, lässt mich aufhorchen im geschäftigen Treiben der Vorweihnachtszeit.

Ich werde plötzlich an den tieferen Sinn der Weihnacht erinnert. Ich will Jesus an Weihnachten begegnen und selber zur Wegbereiterin werden für den Frieden in unserer Welt und in meinem persönlichen Umfeld. Wer Weihnachten nicht nur unterm Baum, sondern im Herzen und beim Nächsten sucht, bereitet dem Herrn den Weg, und wird erleben: der Herr kommt gewaltig! Und sie nennen ihn Friedefürst, Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, wie der Prophet Jesaja schreibt. In diesem Sinne, mit Martin Luther King, der couragierten Jugendlichen und mit allen, die ihm den Platz frei machen und den Weg bereiten: Ein gesegnetes Weihnachtsfest!