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Bekloppt

Neulich war ich mit meiner Frau mal wieder shoppen in der Innenstadt. Und musste feststellen: Dort trifft man schon seltsame Gestalten.

Da predigt einer mit wundervollem Baritonsingsang mitten in der Saarbrücker Bahnhofstraße. Marschiert hin und her wie aufgezogen. Und donnert die Vorübergehenden an: „Wenn ihr nicht umkehrt! Dann werdet ihr vergehen im letzten Gericht! Kehrt um zu Jesus, ER ist eure einzige Rettung, ER, das Heil, das Gott gesandt hat wegen eurer Sünden…“.

10 Meter weiter. Ein langhaariger Sandalentyp, so wie man sich Jesus vorstellt. Zupft sich am Bart, eilt in eine Richtung, macht auf dem Absatz kehrt, geht in die andere Richtung, dann wieder zurück. Und so etliche Male. Schließlich verschwindet er um die Ecke.

Dann auf dem Rückweg. Schon von weitem hören wir das Gebrülle. Es wird immer lauter, schließlich sehen wir ihn: ein wilder Mann, rot im Gesicht, zotteliges Haar. Schimpft, ohne Luft zu holen.

Auf dem St. Johanner Markt kommt uns einer auf dem Fahrrad entgegen. Er schaut den Passanten ins Gesicht und grüßt freundlich: „Guten Morgen“ Und: „Hallo, wie gehts?“ Die reagieren nicht, schauen an ihm vorbei. „Einen schönen guten Tag!“ ruft er uns strahlend zu. Ich denke: „Noch so’n Bekloppter. Der kennt uns doch gar nicht!“ Meine Frau grüßt zurück. Ein Reflex?

Wir gehen weiter. Ich werde nachdenklich. Da grüßt jemand freundlich Menschen, die ihm entgegenkommen, und die sind peinlich berührt. Denken vielleicht wie ich: „Mann, ist der bekloppt!“

Aber: wer ist hier eigentlich bekloppt?