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Beim Friseur

„Also die Übergänge sind so semi“, sagt meine Tochter mit Blick auf meine Haare. Ich war kurz vorher beim Friseur. „Semi was?“, frage ich. „Ja, so semi halt!“, sagt sie. „Semi schlecht oder semi gut?“, will ich wissen. „Semi gut, aber ich muss das nochmal in deinem gesamten Styling begutachten.“

Sie schaut mich rundum an und fährt mir in die Haare. „Die Friseurin hat das bestimmt mit der Rundbürste aufgeflufft“, vermutet sie. Darauf entgegne ich: „Ich war nur beim Friseur, nicht beim Stylisten. Sie hat meine die Haare einfach nur mit Schere und Kamm geschnitten.“

„Semi“, „aufgeflufft“, „Rundbürste“ – für einen Typen wie mich klingt das komisch. Ich gehe einfach nur zum Friseur und benutze ansonsten meine Hände als Kamm. Vielleicht ist das ein grundlegender Unterschied zwischen einer Teenagerin und einem langsam älter werdenden Vater. Soll vorkommen. War aber ansonsten ganz lustig, der Wortwechsel.

„So gibt es Öl für ein glänzendes Gesicht und Nahrung, die das Herz stärkt“, heißt es in der Bibel. Da freut sich jemand und dankt Gott für ziemlich alltägliche Dinge: Öl und Brot zum Beispiel. Ich finde das bemerkenswert. Und überlege, was es an alltäglichen Dingen gibt, die einfach nur schön sind.

Klar, dass ich etwas zu essen habe, und sei es gutes, einfaches Brot. Dass ich mich auch darüber freuen kann, wie ich aussehe, kommt dazu. Das hat mir meine Tochter gezeigt. Denn anscheinend sieht meine Frisur ja mindestens semi gut aus. Und damit kann ich gut leben.