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Begabungen

„Dieser Studienkollege ist so begabt,“ hat mir mein Bruder erzählt, „aber er traut sich nichts zu. Er bleibt immer im Hintergrund, weil er Angst hat, etwas falsch zu machen.“.

In einer Zeit, in der Perfektion das Maß aller Dinge ist, wundert es mich nicht, wenn Menschen aus Angst vor Fehlern lieber nichts tun, als sich der Kritik auszusetzen.

Dagegen spricht ein Gleichnis, das Jesus erzählt hat: Das Gleichnis von den anvertrauten Pfunden. Da vertraute ein Hausherr drei Angestellten Geld an, weil er verreist ist. Nach seiner Rückkehr haben zwei etwas aus dem Geld gemacht. Der Dritte hatte das Geld aus Angst vor einem Fehler vergraben und gab nur das zurück, was er bekommen hatte. Die ersten beiden wurden von dem Hausherrn belohnt. Der Dritte wurde für sein Verhalten bestraft.

Auf den ersten Blick dachte ich, Jesus rechtfertigt die gnadenlose Gewinnorientierung. Aber darum geht es gar nicht. Denn es geht in den Texten immer um das Reich Gottes, um ein gutes Zusammenleben, um die Gottes- und Nächstenliebe. Und wenn ich darüber nachdenke, finde ich das Gleichnis sogar ermutigend: Da sagt Jesus nämlich: Egal, wieviel Du hast – jedem ist es gegeben, etwas aus dem zu machen, was ihm anvertraut ist an Begabungen und finanziellen Mitteln. Das muss nicht viel sein und schon gar nicht perfekt. So wie es in einem afrikanischen Sprichwort heißt: „Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern.“. Das macht mir Mut!