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Bahnbrechend

Ich liebe diese Zeit des Jahres: Denn jetzt – zu Beginn des Frühling – bricht sich die Natur wieder Bahn. Forsythiensträucher und Osterglocken, die bunten Tulpen und Primeln bieten meinen Augen ein fröhliches Farbenspiel. Und der betörende Duft der Hyazinthen weckt alle meine Sinne. Für mich ist das Erwachen der Natur ein Hoffnungszeichen. Jedes Jahr ist es wie eine neue Symphonie, von Gott komponiert, die mir Herz und Sinne öffnet.  Die Buchen schlagen aus und mit ihren samtenen lindgrünen Blättern bauen sie in den Wäldern nach und nach ein lichtdurchflutetes Blätterdach. Bis in den Mai hinein ist es ein Wachsen und Werden.

In der Passionszeit, den sieben Wochen vor Ostern, vollziehen Christen diesen Weg nach, den die Natur vom Winter ins Frühjahr zum Sommer vorausgeht: Sie denken an Jesu Weg, den sie mit der Trauer um seinen Tod am Karfreitag bis zur Freude über seine Auferstehung am Ostermorgen mitgehen: vom Abschied zum Neubeginn, vom Sterben zum Leben. In vielen Kirchenliedern wird der Weg der Seele vom winterlichen Abschiedsschmerz zum Frühjahr des Neubeginns besungen. Es sind Hoffnungslieder im Angesicht des größten Feindes unseres Lebens, des Todes selbst!

Ein besonders schönes der neueren Passionslieder im Evangelischen Gesangbuch ist das Lied „Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt“. Das Lied erzählt von Jesu Passion und Auferstehung im biblischen Bild des Weizenkornes, das in die Erde versinkt, damit neues Leben aus ihm wachsen und zu einem grünen Halm werden kann. Mir kommt dabei in diesem Jahr besonders ein Mann aus meiner Gemeinde in den Sinn. Seine Frau war an Demenz gestorben. Seine Kinder in weiter Ferne. Die Einsamkeit nagte an seiner Seele. Hilfe wollte er nicht mehr annehmen. Er hatte sich schon aufgegeben – da erlebte er plötzlich neue Freude und Zuwendung: In der Nähe seines Sohnes hat er in einer kleinen Einrichtung einen Wohnheimplatz bekommen. Seine Kraft kam zurück.

Für mich ist das ein Beispiel für Gottes Liebe, die so stark ist, dass sie durch die Dunkelheiten unseres Lebens hindurch wächst und neues Leben möglich macht. In diesem Sinne: eine gesegnete und erfüllte Zeit in der Freude auf Ostern hin.