Auge um Auge (2. Mose 21,23)
„Auge um Auge, Zahn um Zahn …“ ist wahrscheinlich ein Sprichwort, das oft missverstanden wird. Es stammt ursprünglich aus der Bibel. „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ – damit ist gerade nicht Drohung oder Rache gemeint: „Wehe, wenn du mir einen Zahn ausschlägst, dann tue ich dir das Gleiche an!“ Nein, im Gegenteil: diese Regel soll verhindern, dass die Gewalt in einem Konflikt immer weiter eskaliert. Verhältnismäßigkeit ist das Kriterium: „Wenn ich dir den Zahn ausgeschlagen habe, dann rechtfertigt es nicht, dass du mich dafür halb totschlägst!“ Darüber hinaus wurde dieses Wort: „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ zur Grundlage, um einen rechtlichen Ausgleich, eine Entschädigung für erlittene Gewalt zu finden. Es ging dann nicht mehr darum, sich zu rächen und dem anderen Menschen dasselbe – oder sogar noch Schlimmeres – anzutun. Es wurde nach anderen Lösungen gesucht: Z.B. wurde eine Ersatzleistung für den erlittenen Schaden für den ausgeschlagenen Zahn gezahlt, um den Schaden wieder gut zu machen. Statt um Rache und harte Strafen geht es um einen angemessenen Ausgleich und Schadensersatz. Das ist ein Verhalten, das eine Gemeinschaft stärken kann. Denn es bewahrt davor, Konflikte erst zu einer furchtbaren und traurigen Gewaltspirale von Mord und Totschlag werden zu lassen. Daran hat sich bis heute nichts geändert!