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Aufräumen, Loslassen

Jedes Mal, wenn ich in mein Arbeitszimmer gekommen bin, ist es mir kalt den Rücken runter gelaufen: Bücherstapel in allen Ecken, CDs und sogar noch Disketten: alles ist kreuz und quer irgendwo rumgeflogen. Ja, ich gebe es zu: ich bin Jäger und Sammler und habe manchmal leichte Tendenzen zum Messie.

Aber irgendwann war es jetzt genug und ich habe ausgemistet. Drei Tage habe ich in meinem Zehn-Quadratmeterzimmer geschuftet und Unmengen an Zeug weggegeben oder auch weggeworfen. Stellenweise ist mir das ganz schön schwer gefallen, denn ich habe auch so einige Erinnerungsstücke entsorgt: Liebesbriefe aus den 90‘ern, Disketten mit tollen Programmen, Bücher, schon drei Mal gelesen, aber eben aus einer andern Zeit.

Am Ende war ich aber froh. Jetzt kann ich in meinem Zimmer wieder atmen und fühle mich wohl.

Manchmal denke ich mir, meine Seele könnte so eine Ausmistaktion auch mal gebrauchen. Altes, Belastende weg, auch wenn’s manchmal weh tut. Platz für Neues machen.

Schade, dass das nicht geht: Erinnerungen lassen sich nicht löschen, was mal im Kopf drin ist, kann ich nicht einfach wieder raus holen. Aber: Ich kann entscheiden, wie ich mich damit auseinandersetze. Mein Lieblingsbuch in der Bibel, das Buch des Predigers, rät, sich vor allem mit dem Hier und heute zu befassen. Das heißt, das Gestern und das Morgen nicht ins Zentrum zu stellen. Also: Gehirn aufräumen: Gestern und morgen ab in die Schränke, was zählt ist das Jetzt. Und wem das gelingt, der kann bestimmt auch wieder freier atmen und sich wohlfühlen.