Auf dem Teppich bleiben
„Es ist ratsam, auf dem Teppich zu bleiben, wenn man so vieles darunter gekehrt hat.“ Wer hat`s gesagt? Da kommen Sie nie darauf.
Jupp Derwall war‘s, der ehemalige Fußballbundestrainer; die Älteren erinnern sich. Zumindest im Saarland. Derwall war auch mal Trainer des FC Saarbrücken. Seine letzte Ruhestätte fand er, der Rheinländer, übrigens auf dem Alten Friedhof in St. Ingbert.
Ich weiß nicht, in welchem Zusammenhang Derwall diesen Spruch rausgehauen hat – es war jedenfalls ein Treffer.
Wenn ich mehr digitalen Verstand hätte, würde ich aus dem Spruch ein Meme machen und über soziale Medien teilen. Mir fallen da ein paar geeignete Adressaten ein. Ich widerstehe der Versuchung, Namen zu nennen, was mir im Falle des neuen amerikanischen Präsidenten nicht leicht fällt. Wie man ganze Heerscharen von Anwälten und Medienleuten damit beschäftigen kann, den eigenen Dreck unter den Teppich zu kehren, um sich dann über alles und jeden zu erheben, macht mich fassungslos.
Wenn Jupp Derwall recht hat, müssten dann nicht alle auf dem Teppich bleiben? Irgendwie schon. Irgendwelchen Dreck am Stecken hat doch jeder. Aber man muss den Dreck ja nicht unbedingt unter den Teppich kehren. Man kann zu Fehlern ja auch stehen, Verantwortung übernehmen, gegebenenfalls um Verzeihung bitten. „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“, heißt es im Vater Unser. Fehler bekennen. Um Vergebung bitten. Vergebung gewähren. Das dient der Sauberkeit unter den Teppichen ganz erheblich. Dann kann man auch guten Gewissens wieder runter vom Teppich und abheben.