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„ … auf dass wir klug werden.“

In einem Beerdigungsgespräch spricht die Witwe mit mir auch über ihren Text in der Todesanzeige: „Mit einem Schlag war nichts mehr wie zuvor: In liebevoller Erinnerung und uns allen zur Mahnung, die kleinen und großen Momente mit unseren Lieben bewusst zu erleben und wertzuschätzen, trauern wir um meinen lieben Mann…“ Dazu sagt sie: Genauso habe ich es erleben müssen. Von einem Moment zum anderen war unser gemeinsames Leben vorbei. Ganz plötzlich ist mein Mann in der Nacht gestorben. „In meinen Armen“. Ich hätte nie gedacht, dass es genauso war, wie man es über andere hört. Ich habe meinen Mann in meinen Armen gehalten, als er seine letzten Atemzüge machte. Denen ich es erzählt habe, sagen, dass es auch ein Trost war, dass er nicht alleine starb und auch sie bei ihm sein konnte – eben bis zuletzt.

Aber es braucht Zeit, meint sie, bis es als Trost bei ihr ankommt. Die Worte in der Todesanzeige sind ihr wichtig: Bitte denkt daran, wie schnell das Leben vorbei sein kann, genießt die „kleinen und großen Momente“, die man mit einem lieben Menschen teilt. – Die Tatsache, dass wir sterben, wird oft verdrängt. Jeder Tag kann auch unser letzte sein. Sie sieht es positiv und als Hilfe, jeden Tag bewusst zu leben und die besonderen Momente zu entdecken. So fühlt sie sich mit ihren Erfahrungen im Bibelwort zur Trauerfeier gut aufgehoben: „Gott, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ (Psalm 90, 12)