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Arme Tafeln

Stellen Sie sich vor, Sie bringen sich bei einer der elf saarländischen Tafeln ehrenamtlich ein, um etwas Gutes zu tun und anderen Menschen zu helfen. Sie sortieren die Lebensmittelspenden in die Regale und Warenkörbe ein. In den Öffnungszeiten geben Sie Backwaren, Obst oder Joghurt an die Kundinnen und Kunden weiter. Und nun müssen Sie feststellen: Seit etlichen Wochen gibt es immer weniger zu verteilen. Es ist nicht mehr genug da!

Genau das ist im Saarland eingetreten. Einige Tafeln müssen einen Aufnahmestopp verhängen oder die Abgabemengen reduzieren. Es sind notwendige Maßnahmen. Denn die Lebensmittel-Spenden gehen deutlich zurück, auch weil die Supermärkte ihren Einkauf besser kalkulieren, um möglichst wenig Lebensmittel zu verschwenden. Diese eigentlich positive Entwicklung wirkt sich aber ungünstig auf die Tafeln aus, die nicht verkaufte Waren der Supermärkte oder des Einzelhandels an die Kundinnen und Kunden der Tafeln weitergeben. Gleichzeitig wächst die Zahl der bedürftigen Menschen. Einmal wegen der vor dem Krieg in der Ukraine Geflüchteten und zum anderen, weil immer mehr Menschen die steigenden Preise für Nahrungsmittel nicht mehr stemmen können.

Das sind die Fakten, aber zu den Tafeln kommen konkrete Menschen. Menschen, die diese fast kostenlosen Lebensmittel fest einplanen, um überhaupt über die Runden zu kommen. Diesen Menschen mit ihren ganz konkreten Sorgen begegnen die Mitarbeitenden der Tafeln. Sie müssen die Enttäuschungen und die Not der Bedürftigen aushalten – für die vielen Ehrenamtlichen eine große Herausforderung! Tafeln sind für Hunderte Menschen überlebenswichtig, es geht um ein Grundbedürfnis, darum, dass Menschen nicht hungern müssen. In einem Land, das zu den reichsten Ländern der Welt gehört. Deshalb wird es höchste Zeit, dass sich neben den kirchlichen, karitativ-diakonischen und freien Trägern der Tafeln und den vielen Spenderinnen und Spendern auch der Staat stärker einbringt. Um alles zum Wohle der Menschen beizutragen. So wie es ein Einzelner tut, wenn er oder sie sich ehrenamtlich zum Wohle der Mitmenschen einsetzt. Aus Nächstenliebe und Hingabe. Oder wie Antoine de Saint- Exupéry gesagt hat:

„Eine Gemeinschaft ist nicht die Summe von Interessen, sondern die Summe an Hingabe.“

 

Hier der Link zur SR-Mediathek: https://www.sr-mediathek.de/index.php?seite=7&id=118707