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April, April

„April! April!“ Wenn Sie heute diese zwei Worte hören, hat man Sie vermutlich gerade in den April geschickt.

So ist es mir einmal ergangen als meine Frau mich fragte: „Schatz, kannst Du mir sagen, was Blumento-Pferde sind und wo es die gibt?“ Ich bin aus dem Grübeln nicht mehr herausgekommen. Alles Suchen im Internet half nichts. Irgendwann hab ich aufgeben und meine Frau gebeten, mich aufzuklären. Sie hat nur gegrinst und gesagt: „Na, Blumen-Topf-Erde = Blumento Pferde, gibt’s quasi überall, Schatz! April! April!“.

Aprilscherze gibt es in vielen europäischen Ländern. Auch in Frankreich, wo ich lebe und arbeite. Hier sagt man aber nicht: „Avril! Avril!“ sondern: „poisson d’avril“. Wörtlich übersetzt „April-Fisch!“ Als ich das zum ersten Mal gehört habe, bin ich neugierig geworden: Was hat der Fisch mit dem April zu tun? Hat das vielleicht einen christlichen Hintergrund? Schließlich ist ja der Fisch ein Symbol der Christen. Und tatsächlich! Unter den zahlreichen Erklärungen der „April-Fisch-Tradition“, gibt es einen Bezug zum Christentum. Fisch war in der Fastenzeit, als Ersatz für Fleisch, ein wichtiges „Nahrungsergänzungsmittel“ für die Christen.

Aber: Was hat das nun mit den „Aprilscherzen“ zu tun? Auch da gibt es verschiedene Theorien. Zum Beispiel die Folgende: Im 16. Jahrhundert hat Charles IX., König von Frankreich, den Kalender erneuert. Im Zuge dessen hat er das Neujahrsfest vom 1. April auf den 1. Januar verlegt. Allerdings hat die Nachricht dieser Reform nicht alle Provinzen Frankreichs gleichzeitig erreicht. Während einige Menschen das Neujahrsfest schon am 1. Januar feierten, haben andere das eine Zeitlang noch am 1. April getan. Um sich über diese „Hinterwäldler“ lustig zu machen, hat man sich abstruse Geschichten ausgedacht und hat ihnen als „falsches Neujahrsgeschenk“ zum 1. April einen „falschen Fisch“ aus ganz unterschiedlichen Materialien geschenkt. Passend zur Fastenzeit, in die der 1. April oft gefallen ist. Daraus wurde dann der „poisson d’avril“ – April-Fisch bzw. der Aprilscherz. Nach dieser Theorie steht der in Frankreich also im Zusammenhang mit dem Christentum.

Seit der Antike ist der Fisch ein christliches Symbol. Man sieht ihn an Autos kleben, auf Stickern, Taschen, Federmäppchen, Krawatten, Kugelschreibern, als Schlüsselanhänger und so weiter.  Auch ich trage gerne eine Anstecknadel mit dem Fisch am Revers. Aus zwei gebogenen Linien entsteht dabei der Fisch. Wo die Linien sich kreuzen ist die Flosse. Nach vorne hin laufen sie spitz zu und bilden den Kopf. Auf diese Fisch-Anstecknadel bin ich neulich einmal angesprochen worden: „Das ist doch Zeichen für die anonymen Abtreibungsgegner, nicht wahr?!“ hat man mich gefragt. Und da musste ich dann erst einmal klarstellen, dass der Fisch ein Geheimzeichen der verfolgten Christen im alten Rom war. Wollte ein Christ wissen, ob sein Gegenüber Freund oder Feind war, malte er einen halbrunden Bogen in den Straßensand. War der andere ebenfalls Christ, hat er die Zeichnung um einen gegenläufigen Bogen ergänzt und es entstand der Fisch. Der Fisch war als Geheimzeichen nicht nur genial, weil er einfach zu malen ist, sondern auch, weil er außerdem noch eine verborgene Bedeutung hat. Die einzelnen Buchstaben des griechischen Wortes für Fisch – Ichtus, werden dabei zu den Anfangsbuchstaben der Wörter in einem kurzen Glaubensbekenntnis. Auf Deutsch heißt es: Jesus Christus, der Sohn Gottes, ist der Retter. Erstaunlich, was in einem so unscheinbaren Symbol alles drinsteckt.

Das fand übrigens auch die Person, die mich zunächst für einen „anonymen Abtreibungsgegner“ gehalten hatte. Den Anstecker, den habe ich ihr dann geschenkt. Ob sie ihn wohl noch hat? Wer weiß?! Aber vielleicht hört sie ja gerade dieses Lebenszeichen, hier auf SR2 Kulturradio, und erinnert sich wieder an unser kleines Gespräch über den Fisch.

„Poisson d´avril“, „April, April“ oder was Sie heute sonst noch hören oder selbst rufen werden: Ich wünsche Ihnen allen jedenfalls einen schönen 1. April.