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Amok im Advent

„Jetzt ist der Advent endgültig abgesagt!“ Diesen Satz habe ich im Internet gelesen. Im Kommentarbereich unter einer Meldung der Amokfahrt in Trier. Und ich dachte: Ich kann diesen User verstehen. Dass es wegen Corona und Lockdown in diesem Jahr ein anderer Advent sein würde und auch ein anderes Weihnachten – das war ja schon länger klar. Aber das ist ja gar nichts gegen die Amokfahrt mit fünf Toten – darunter ein Baby. Das stellt alles Andere in den Schatten. Und dabei geht es mir ja noch gut – ich habe ja keinen Angehörigen oder Freund verloren. Aber was da in Trier passiert ist, das lässt einen sprach- und fassungslos zurück.

Ist der Advent also tatsächlich abgesagt?

Nein, das ist er nicht. Wir sollten ihn feiern oder besser gesagt: Ganz bewusst begehen. Weil es im Advent um etwas geht, dass wir alle – glaube ich – ziemlich gut gebrauchen können in diesen Tagen. Es geht um Trost. Wie zum Beispiel auch im Buch des Propheten Jesaja. Dort steht quasi DER Trosttext der Bibel:

Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. (…) Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden.

Rund 2500 Jahre alt sind diese Worte, aber ich finde sie immer noch aktuell. Gerade in der Adventszeit, gerade in DIESER Adventszeit. Diese Worte richten sich an Menschen, die auch Grund hatten, sprach- und fassungslos zu sein. Nicht wegen einer Amokfahrt oder wegen eines Virus, sondern weil sie kein Zuhause mehr hatten. Weil sie von Jerusalem nach Babylonien deportiert worden waren.

Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. Der Prophet Jesaja richtet den Blick der Menschen nach oben. Hin zu Gott. Dem Gott, der nach christlichem Glauben an Weihnachten seinen Sohn in diese Welt sendet.

Deshalb ist es gut, dass der Advent (natürlich) nicht abgesagt ist. Die rund vier Wochen vor Weihnachten sind ursprünglich ohnehin keine Glitzerzeit und keine Zeit für kitschige Musik oder große Feiern. Der Advent ist eine Zeit der Besinnung. Auf das Wesentliche. Mein Vorschlag: In diesem Jahr besinnen wir uns und hoffen (am besten) auf das, was wir aktuell gerade nötig haben und uns nicht selbst geben können: Trost. Trost aus dem Himmel. Trost von Gott.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Adventszeit.

Sie können das Video zum Beitrag unter der folgende Adresse anschauen:

https://www.sr-mediathek.de/index.php?seite=7&id=94801