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Amaretto-Becher oder Bananensplit?

In meinem Leben habe ich schon unzählige Entscheidungen getroffen. Banale, wichtige, manchmal große Entscheidungen:

  • bestelle ich in der Eisdiele einen Amaretto-Becher oder ein Bananensplit?
  • kaufe ich ein Elektro-Auto oder fahre ich meinen Benziner weiter, bis er auseinanderfällt?
  • Lass ich mich impfen oder vertraue ich meinem guten Immunsystem?

Die Entscheidung für oder gegen eine Impfung betrifft nicht nur mich. Das muss bedacht werden. Und wenn ich mich oute als Impfbefürworter – dann geht je nach Standpunkt der Daumen hoch oder runter.

Bei jeder Entscheidung ist es auch wichtig, den richtigen Zeitpunkt treffen.

  • Wenn ich in der Eisdiele zu lange die Karte studiere, dann geht die Bedienung genervt weiter zum nächsten Tisch und schaut erst nach einer Viertelstunde wieder vorbei.
  • Komme ich bei der Frau, die ich liebe, jetzt nicht langsam in die Gänge, dann sucht sie sich einen anderen.

„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ heißt ein Sprichwort. Wer zu früh kommt, übrigens auch 😉. Tja.

Wann was zu tun ist – darüber grübeln Menschen vermutlich schon immer. So steht in der Bibel, im Buch Kohelet, das vor gut 2300 Jahren verfasst wurde: Für alles gibt es eine bestimmte Stunde. Und jedes Vorhaben unter dem Himmel hat seine Zeit. Gott hat dies den Menschen aufgegeben, damit sie sich damit plagen. Er hat ihnen ans Herz gelegt, dass sie sich um die Zeiten bemühen.

Da hat damals schon jemand erkannt, dass es eine Plage ist, die richtige Zeit zu finden. Verführerisch, dieser Plage auszuweichen und gar keine Entscheidung zu treffen. Einfach mal abwarten und laufenlassen, vielleicht erledigt sich die Sache ja von selbst. Diese Entscheidungsschwäche beobachte ich beim Thema Klimawandel. Diese Scheu vor unangenehmen, unpopulären und doch notwendigen Maßnahmen. Abwarten hilft eben nicht immer. Sondern macht es in diesem Fall schlimmer.

Entscheidungen treffen, Gründe für oder dagegen zu bedenken – da kann ich mir doch helfen lassen. Einsame Entscheidungen sollen ja selten gut sein. Ich kann einen guten Freund einspannen. Oder einen professionellen Berater bezahlen. Oder Astro TV unter Programmplatz 237 anrufen. Oder ich werfe einfach eine Münze.

Übrigens – in der Bibel findet sich das alles. Da werden Weise um Beratung gebeten, abgewartet bis zum letzten Moment und auch mal das Los geworfen. Zum Beispiel, um zwischen mehreren geeigneten Kandidaten den Nachfolger für den Jünger Judas zu finden, der sich umgebracht hat nach seinem Verrat an Jesus. Allerdings kommt dort immer noch etwas hinzu: das Vertrauen, dass bei jedem Weg zu einer Entscheidung Gott mit im Spiel ist. Ob als Coach oder als Herr der Lostrommel.

So einfach kann ich mir das heute nicht mehr machen. Die Zeiten haben sich geändert, die Aufgabe ist gleichgeblieben: die richtige Entscheidung zur richtigen Zeit zu treffen. Mir hilft schon ein Innehalten, die Gefühle im Bauch und die Argumente im Kopf abzuwägen. Mich mit Menschen auszutauschen, deren Meinung mir wichtig ist.

Und ich hoffe dann, dass Gott dabei mit im Spiel ist. Bei Entscheidungen, die sich als richtig herausgestellt haben. Aber vor allem bei den falschen. Seine Zuwendung ist sicher, denn er sagt nicht nur dem Josua in der Bibel sondern auch mir: Ich sage dir noch einmal: Sei mutig und entschlossen! Hab keine Angst und lass dich durch nichts erschrecken; denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst. (Josua 1,9)