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Alter Mann und Kinderwagen

Langsam geht der alte Mann. Mit gebeugtem Rücken. Vorsichtig. Schritt für Schritt. Dabei schiebt er einen Kinderwagen. Es scheint, als ob er auch ein wenig Halt findet am Kinderwagen.

 

Der alte Mann guckt ständig in den Kinderwagen. Auf den Säugling, der darin liegt. Vielleicht ist es sein Enkel oder seine Urenkelin.

 

Mich berührt diese Szene, die ich beobachte. Es spricht viel Fürsorge aus ihr. Ich spüre die Achtsamkeit des alten Mannes dem Säugling gegenüber. Und seine Liebe.

 

Der Mann, in hohem Alter, in seinen letzten Lebensjahren –

und das Kind, gerade erst geboren – das ganze Leben noch vor sich.

 

Sie befinden sich an den entgegengesetzten Enden des Lebensweges.

Und doch sind sie innig verbunden.

Ich kann es nicht sehen – aber vielleicht schaut auch der Säugling die ganze Zeit auf das Gesicht des alten Mannes.

 

Wenn alte Menschen ein Neugeborenes anschauen, müssen sie sich keine Gedanken machen über die gemeinsame Zukunft. Darum können sie ganz anderes sehen, als die Eltern des Kindes. Sie blicken auf eine Zukunft, die sie selbst nicht mehr erleben werden. Und sie tun es mit Augen, die so viel Vergangenheit gesehen haben.

 

Ich stelle mir vor, dass dieser Blick eine tiefe Erfüllung und Zufriedenheit erlaubt.

Vielleicht denkt ein alter Mensch dann: Wie schön, dieses Menschlein verbindet mich mit dem, was kommt. Oder: Wie schön, auf dieses Menschlein wartet ein Leben, ganz anders als meins, aber genauso ein Geschenk.