Alles gut

Gott sah sich eine Schöpfung an und dachte: „Sehr gut. Alles gut.“
Wirklich alles gut?
Das kann ich nicht immer unterschreiben. Ganz besonders nicht, wenn es mir selbst nicht gut geht. Ich höre zwangsläufig einem Gespräch an der Supermarktkasse zu. Zwei Frauen in der Schlange vor mir begrüßen sich:
„Und alles gut?“ „Ja, bei mir alles gut. Und bei dir?“ „Alles gut.“
Soviel „gut“ denke ich mir. Eigentlich müsste ich mich ja für die beiden freuen. Bin doch ein Gutmensch. Aber: allergisch gegen die Äußerung „alles gut“. Das kann nicht stimmen, denke ich mir.
Ich bekomme tags drauf die lange Nachricht eines Freundes. Er schreibt, wie es ihm geht. Sorgen um seine demenzkranke Mutter und die heranwachsenden Kinder, über die politische Lage weltweit, die Verrohung der Sprache. Am Ende schreibt er: „Aber weißt du, bei all dem, bin ich trotzdem glücklich. Und das ist gut.“
Damit kann ich gut leben. Damit, dass gar nicht alles gut sein muss, aber trotzdem Sonne, Freunde, Glück und mein Glaube immer wieder etwas gut machen.