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Verteidigung der Vierjährigen

Der ist wie ein vierjähriges Kind! Das ist wohl eine der schärfsten Kritiken an Donald Trump, dem sogenannten Präsidenten der Vereinigten Staaten. Ein Vierjähriger als mächtigster Mann der Welt! Das sei unfair, sagen andere Kritiker nun: Unfair den Vierjährigen gegenüber! Denn im Unterschied zu Trump verfügten Vierjährige bereits über eine Menge Fähigkeiten, die menschliches Zusammenleben überhaupt möglich machen.

Die entwicklungspsychologische Forschung der letzten 30 Jahre hat gezeigt: Vierjährige sind nahezu unstillbar neugierig. Sie wollen Sachen herausfinden, stellen Hunderte von Fragen jeden Tag. Mr. Trump weiß schon alles. Meint er jedenfalls. Vierjährige sind entgegen dem gängigen Klischee keineswegs egozentrisch. Es ist ihnen wichtig, was andere fühlen und meinen. Sie empfinden Empathie für andere: Sie trösten andere Kinder, die sich wehgetan haben und bemühen sich, anderen zu helfen. Vierjährige haben ein ausgeprägtes Gespür für Regeln; schon Zwei- oder Dreijährige protestieren, wenn jemand die geltenden Regeln bricht.

Donald Trump hat keine von diesen Eigenschaften. Das heißt nun nicht, dass ein Vierjähriger wirklich ein besserer Präsident wäre. Aber es wirft unter anderem ein überraschend neues Licht auf ein Wort Jesu, der gesagt hat: „Ihr müsst euch ändern und wie die Kinder werden“ (Mt 18, 3).

(Informationen nach: Alison Gopnik, 4-Year-Olds Don’t Act Like Trump,
New York Times, 21. Mai 2017)