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Achtung!

Mit meinem Fahrrad fahre ich gerne an der Saar entlang.

Schnell. Aber immer aufmerksam und bereit, jederzeit abzubremsen.

Ich darf mich wohl als sicheren und umsichtigen Radfahrer bezeichnen.

 

Bei einer dieser Touren habe ich bei Saargemünd in Frankreich zwei ältere Herren gesehen. Sie waren ins Gespräch vertieft. Mitten auf dem Radweg.

Mir war klar: Die beiden Herren bemerken nicht, dass ich herangerast komme.

 

Klar, ich hätte dicht an ihnen vorbeifahren können. Der Platz hätte gereicht.

Aber dann hätten sie sich vielleicht erschreckt und unter Umständen genau die falsche Bewegung gemacht, die zu einem Unfall hätte führen können.

Diese Möglichkeit ist also ausgeschieden.

 

Blieben noch zwei übrig: Abbremsen oder die zwei Herren rechtzeitig warnen.

Ich habe mich für die Warnung entschieden. „Achtung!“ habe ich gerufen.

Mit gewünschtem Erfolg. Die Herren machten einen Schritt beiseite und

ich bin vorbeigesaust.

Allerdings nicht ohne von den Herren beschimpft zu werden.

Doch die Beschimpfung bezog sich keineswegs auf mein Tempo.

Sie riefen mir nach: „Von wegen „Achtung!“ Scheiß Deutscher!“

 

Ich hatte mit meinem Warnruf eine überhaupt nicht von mir gewollte Assoziation wachgerufen. Die beiden älteren Herren hörten das militärische „Achtung!“, das sie an die Zeit der Besetzung Frankreichs durch Deutschland im Zweiten Weltkrieg erinnert hat. Ich denke, sie waren zu Recht empört.

 

Mir wurde erneut bewusst, dass die unheilvolle Geschichte meines Landes auch Jahrzehnte nach dem Krieg immer noch nachwirkt – manchmal durch ein kleines unbedachtes Wort. Ich habe gemerkt, dass Versöhnung bis heute notwendig ist – und auch darin besteht, auf die Wortwahl zu achten.