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Abstimmung mit den Füßen

„Es gibt grad kein Material.“ sagt meine Freundin am Telefon. Ihr Sohn hat sich Anfang des Jahres ein Haus gekauft und will es renovieren. Aber das ist angesichts von Produktionsengpässen und unterbrochenen Lieferketten schwierig.

Was Globalisierung auch bedeutet, merke ich nicht erst seit der Corona-Pandemie oder jetzt seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine. Spätestens mit dem Zusammenbruch einer amerikanischen Investment-Bank und des nationalen Immobilienmarktes weiß ich, dass sich Entscheidungen auf der einen Seite der Welt bis in den letzten Winkel der anderen Seite der Welt auswirken können. Und immer wieder erschüttern mich Berichte von Kindersklaven auf Kakaoplantagen, von eingestürzten Betriebsstätten und miserablen Arbeitsbedingungen, von massiver Umweltzerstörung, von Massentierhaltung.

Martin Luther schrieb vor 500 Jahren, dass nicht der Markt oder das Wirtschaftssystem fair oder unfair ist, sondern die darin handelnden Menschen. Aber wer ist das? Entscheider in großen Konzernen? Investmentbanker? Gierige Aktionäre? Gierige Kunden – Stichwort „Geiz ist geil“?

„Die Kunden stimmen mit den Füßen ab.“ Ja, denke ich, ich habe oft schon die Erfahrung gemacht, dass ich etwas beitragen kann, um Rahmenbedingungen zum Guten zu ändern, sogar weltweit.

Also gehöre auch ich zu den Entscheiderinnen und kann beeinflussen, ob Menschen hier und anderswo gute Arbeitsbedingungen haben, ob Kinder zum Überleben arbeiten müssen oder ob sie zur Schule gehen können, ob sich kleine Betriebe halten können oder aufgeben müssen.

In der Bibel, im Neuen Testament, steht, dass ich als Christin frei bin. Die Freiheit steht dort aber immer im Zusammenhang mit Verantwortung. Es geht eben nicht darum, die Freiheit zu nutzen, meine Interessen rücksichtslos durchzusetzen. Es geht auch um die Interessen der anderen, also um Nächstenliebe. Denn letztlich hängt alles mit allem zusammen.