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Abschied, gar nicht einfach

Mir fällt es schwer, Abschied zu nehmen. Nein, ich meine nicht den letzten, endgültigen Abschied. Auch nicht den kleinen von heute bis morgen, oder fürs Wochenende oder den Urlaub. Ich meine einen normalen, ernsthaften Abschied auf Dauer. Man ist ein Stück Wegs gemeinsam gegangen, und nun trennen sich die Wege. Jeder geht in seiner Richtung weiter zum eigenen Ziel, dem selbst gewählten, dem von außen aufgezwungenen oder auch einem noch völlig unbekannten. Jeder nimmt Erinnerungen mit, die schönen und die ärgerlichen, die Lernerlebnisse, die kleinen Anekdoten, die Lebenserfahrung. Erinnerungen an gemeinsame Erfolge und Misserfolge, an die bisherigen Gefährten, die eigenen Stärken, die eigenen Schwächen, den Charakter, die Marotten.

Manchmal geht man gern weg, kann es gar nicht erwarten, dem anderen den Rücken zudrehen zu können – in der sicheren Hoffnung und Erwartung, einander nie mehr zu begegnen. Und manchmal bliebe man so gern. Weil man gern da ist. Oder weil man sich dran gewöhnt hat. Vielleicht auch aus Angst vor dem Neuen, das unweigerlich auf einen zukommt. Aber der Abschied ist da. Man tauscht vielleicht noch Adressen aus, verspricht sich, Kontakt zu halten und weiß doch aus Erfahrung, wie selten das wirklich geschieht. Ein letztes Lebe wohl. Dann ist jeder für sich allein. Und nicht selten erkennt man erst jetzt richtig, was man aneinander hatte.

Dietrich Bonhoeffer sagt dazu: „Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.“ In dieser Gewissheit möchte ich Abschied nehmen dürfen, wenn es beim nächsten  Mal so weit ist. Ob es mir gelingen wird?