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Bettler

„Haste mal ´n bisschen Kleingeld für mich?“

Ich kann ihnen nicht entrinnen, den Schnorrern, wenn ich durch die Saarbrücker Innenstadt gehe. Alle Schleichwege sind umsonst: irgendwann stellt sich mir einer in den Weg. Ich bin ehrlich: Es ist mir lästig. Ich weiß: das Elend nimmt zu. Die Geschichten sind herzerweichend. Ich weiß: ich hab‘s gut, kann arbeiten, hab Familie und Freunde, mein Auskommen. Aber trotzdem: an jeder Ecke…

Und dann kriege ich ein schlechtes Gewissen. Jesus sagt im Matthäus-Evangelium: „Was ihr einem von diesen geringsten meiner Brüder nicht getan habt, das habt ihr mir nicht getan.“

Verteufelt schwer, in dem Mann, der mir das 50 Cent Stück zurückgab, weil es ihm zu wenig war, Jesus zu sehen.

Einem bin ich mal begegnet, der hat mir ohne den Umweg über Jesus und Bibel ein schlechtes Gewissen gemacht:

„Sind Sie der Pfarrer?“ fragt er mich vor dem Gemeindezentrum.

„Ja,“ sage ich, schaue ihn mir an und stecke ihn sofort in die Schublade: Schnorrer. Und weil ich schon zu hören meine, was jetzt gleich kommt, sage ich: „Wollen Sie Geld haben?“

Der aber antwortet ruhig: „Nein, ich wollte es nur wissen“ und wünscht mir einen guten Tag.