Beiträge

Alte mit Porsche

Seit der Spritpreis so hoch ist, schaue ich beim Tanken ungern auf die Tankuhr. Tut zu weh. Ich beobachte da lieber meine Leidensgenossen und deren Karossen an den anderen Zapfsäulen. Letztens schleppt sich schweren Schrittes und leicht gebeugt eine sehr alte Frau von der Kasse zu ihrem Wagen zurück. Spannend, in welches Auto steigt sie jetzt ein? Ich tippe auf den in die Jahre gekommenen japanischen Kleinwagen an Säule 3. Aber nein, sie trippelt zum strahlend weißen Porsche-SUV. Der hat sicher an 400 PS, ein Ungetüm schnell wie ein Rennwagen. Endlich hinterm Steuer angekommen, braust sie schwungvoll vom Platz. Wir Männer an den anderen Zapfsäulen bleiben mit offenem Mund zurück.

Mir geht ein Bibelspruch durch den Kopf, der offensichtlich sowas von gestern ist: „Der Stolz der jüngeren Männer ist ihre Kraft und der Schmuck der Alten ist das graue Haar.“ Also die alte Dame da hatte auf jeden Fall mehr Pferdekraft als wir Männer alle zusammen.

Später, beim Bezahlen, sage ich zur Frau an der Kasse: „Die Alten sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Von wegen Rollator.“ „Sie ist 85“, entgegnet die und nimmt mir ungerührt meinen hundert Euro Schein ab. „Vor einigen Jahren kam sie noch mit einem Ferrari-Cabrio. Aber der Einstieg war ihr irgendwann dann doch zu tief.“

Tja, eigentlich sind ja solche Autos Umweltschweinereien. Und eigentlich ist sie doch echt zu alt für sowas. – Nein, das ist eigentlich kleinkariert gedacht. »Eure Alten sollen Träume haben.« heißt es in der Bibel. Und Träume dürfen auch mal wahr werden.