Klugheit und Dummheit
„Ich bin ja mit dem lieben Gott soweit einverstanden, aber dass er der Klugheit Grenzen gesetzt hat und der Dummheit nicht, das nehme ich ihm wirklich übel.“
Ich bin mir nicht sicher, ob sich ein Politiker heute noch trauen würde, so einen Satz rauszuhauen. Konrad Adenauer hat es damals so gesagt.
Wenn ich derzeit sehe, was im Internet an Meldungen zur Corona-Krise verbreitet wird, muss ich dem „Alten“, wie er ja auch genannt wird, durchaus zustimmen. Nicht nur die Verschwörungstheoretiker, auch manche Theologen geben da Aussagen von sich, die, um es freundlich zu sagen, etwas die Klugheit vermissen lassen.
Wie kommt man darauf, in dem Virus eine Strafe Gottes zu sehen, mit der er uns zur Umkehr zwingen will? Wie kommt man dazu, bei einem Versammlungsverbot, dass alle Bürger gleichermaßen betrifft, davon zu reden, dass damit unsere Religionsfreiheit eingeschränkt wurde.
Dann auch noch einen draufzusetzen und zu verkünden: Das ist nur der Anfang! Die Einschränkungen der Kirchen werden noch zunehmen!
Mein Vater sagte damals in solchen Situationen gerne: Herr, lass Hirn vom Himmel fallen! Unsere Religionsfreiheit war nicht eingeschränkt. Bei Corona von einer Strafe Gottes zu sprechen ist dumm. Als Kirchen haben wir jedenfalls digital einen Sprung gemacht. Die Onlinegottesdienste unserer Kirchen wurden von viel mehr Menschen gesehen als wir je in unseren Gottesdiensten hatten.
Ein Informatiker sagte mir: Endlich sind die Kirchen digital aufgewacht und erreichen auch die Menschen, die niemals in eine Kirche kommen würden. In jeder Krise liegt eben auch eine Chance.