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20. Juli 1944

„Kindern erzählt man Geschichten zum Einschlafen –

Erwachsenen – damit sie aufwachen.“

Das sagt der argentinische Autor Jorge Bucay,

und ich möchte ergänzen:

Erwachsenen erzählt man aus der Geschichte – damit sie aufwachen.

 

Dazu gehört das Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944. Die sog. Operation Walküre sollte Hitlers Tod, damit das Kriegsende und den Aufbau eines neuen Staates bringen. Das Attentat war von Menschen wie Claus Schenk Graf von Stauffenberg geplant, der zu dem militärischen Widerstand gegen Hitler gehörte, dem sich weitere Widerstandsleute wie z. B. die Mitglieder des Kreisauer Kreises anschlossen.

Am 20. Juli vor 75 Jahren zündete von Stauffenberg während einer Besprechung mit Hitler im Führerbunker den Sprengsatz, der vier Männer tötete, aber Hitler nur leicht verletzte. Das Attentat scheiterte. Unter den ersten, die noch in der Nacht vom 20. auf den 21. Juli standrechtlich erschossen wurden, war von Stauffenberg. Weitere etwa 200 Menschen wurden hingerichtet.

Davor wurden viele von ihnen in Schauprozessen als heimtückische Verräter vorgeführt, die aus niedrigen Motiven handelten. Das war die Absicht des Nazi-Regimes. Aber als die Angeklagten vor dem Volksgerichtshof und seinem Richter Freisler standen, zeigten sie ihre moralische Überlegenheit: Keiner ließ sich brechen oder versuchte sein eigenes Leben zu retten. Sie fanden klare Worte: Die unmenschliche Vernichtung jüdischer Menschen, die unzähligen unschuldigen Opfer der brutalen Gewalt des Nazi-Regimes habe ihnen die Augen geöffnet. Wegen ihres Gewissens und Glaubens gingen sie deshalb in den Widerstand. So auch James Graf von Moltke, der den Kreisauer Kreis gründete. Er sagte, er stehe vor Gericht „… nicht als Protestant, nicht als Großgrundbesitzer, nicht als Adliger, nicht als Preuße, nicht als Deutscher … sondern als Christ und als gar nichts anderes“. Moltke erhielt das Todesurteil und wurde am 23. Januar 1945 erhängt. In seinem Abschiedsbrief an seine Söhne schrieb er: „Seitdem der Nationalsozialismus zur Macht gekommen ist, habe ich mich bemüht, seine Folgen für seine Opfer zu mildern und einer Wandlung den Weg zu bereiten. Dazu hat mich mein Gewissen getrieben …“

Damit es nie wieder zu solchen Verbrechen kommt, müssen wir aus der Geschichte erzählen, damit wir aufwachen und wachsam bleiben.