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Grenzüberschreitung

In dieser Woche hat sich das Geiseldrama von Gladbeck zum 30ten Mal gejährt. Am 16. August 1988 überfallen Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner eine Bank in Gladbeck, nehmen mehrere Geiseln und flüchten mit ihnen 2 Tage durchs Land. 2 Geiseln werden erschossen. Zum Gedenktag gab es in den Medien allerhand Berichte über dieses aufsehenerregende Verbrechen. Vor allem darüber, wie kritisch man das Verhalten der damaligen Journalisten heute betrachtet. Auf der Straße hatten sie mit den Geiselnehmern Interviews geführt, während die Geiseln vor Angst zitternd im Auto gesessen haben. Immer wieder wird von der Sensationsgier der Presse gesprochen und das so ein Verhalten heute undenkbar wäre.

Ist das so? Ist das heute wirklich anders? Ich finde, es ist sogar noch schlimmer geworden! Heute möchte bei Unfällen, Hausbränden oder anderen Dramen jeder ein Katastrophenreporter sein. Ich war dabei und alle sollen es wissen. Via Facebook CO. werden Livevideos und Fotostories mit der Welt geteilt, ohne Rücksicht auf den Geschadeten. Sensationslust ist gesellschaftsfähig geworden. Jesus sagt: Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verdirbt oder verkommt?

Das Geiseldrama Gladbeck zählt zu den dramatischsten Verbrechen der Nachkriegsgeschichte und ist ein Beispiel für mediale Grenzüberschreitung. Doch wenn ich heute im Radio von Staus durch Gaffer höre, dann finde ich, haben wir nicht viel daraus gelernt.