Kirche im Dorf
Feiertage kann man eigentlich gar nicht genug haben. Was also läge näher, als die Anregung von Bundesinnenminister de Maiziere aufzugreifen? Der hat darüber nachgedacht, in Deutschland einen muslimischen Feiertag einzuführen. Das würde, so die Idee, Muslime wertschätzen und der Integration dienen. Ich bin da nicht so sicher.
Fast alle Feiertage in Deutschland sind christliche Feiertage. Auch Menschen, die sich nicht als christlich verstehen, nehmen diese Feiertage gerne an. Weil sie nicht arbeiten müssen. Weil sie Zeit haben für Familie und Freunde. Aber auch, weil sie inhaltlich etwas damit verbinden. So ist Weihnachten zum Beispiel auch für Nicht-Christen ein Fest der Familie, der Liebe und des Schenkens. Feiertage verbinden die Menschen miteinander.
Dass christliche Feiertage allgemein akzeptiert werden – das ist nicht das Ergebnis irgendeiner Verordnung, das ist historisch gewachsen. Und selbst diese Akzeptanz ist nicht mehr selbstverständlich; wie zum Beispiel die alljährliche Diskussion um das Tanzverbot am Karfreitag zeigt.
Dass ein gesetzlich geschützter muslimischer Feiertag in Deutschland akzeptiert würde, glaube ich nicht. Ich befürchte, ein solcher Feiertag würde gerade nicht der Integration dienen, sondern einer weiteren Spaltung Vorschub leisten.
Protestantische Christen müssen damit leben, dass der Reformationstag und der Buß- und Bettag, die beiden einzigen explizit evangelischen Feiertage, keine gesetzlichen Feiertage mehr sind. Als kirchliche Feiertage feiern wir sie trotzdem. Wer seiner religiösen Pflicht nachgehen möchte, darf das tun. Dafür bekommt er dann auch arbeitsfrei.
In diesem Verständnis kann ich mir auch einen muslimischen Feiertag gut vorstellen. Aber als gesetzlich geschützten Feiertag – eher nicht. Da würde ich schon sagen: Lassen wir doch die Kirche im Dorf.