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Stellt Euch nicht dieser Welt gleich! (Röm 12,2)

„Die Kirche soll sich gefälligst aus der Politik heraushalten“! Dieser Satz begegnet mir oft.

Kirche soll für das geistliche Leben Sorge tragen,- aber die Realpolitik sei nicht ihre Sache, so lautet das entsprechende Mantra.

 

Ist das so? Zum Beispiel beim Thema „Flüchtlinge“ oder „Kirchenasyl“ scheiden sich schnell die Geister. Darf Kirche sich kritisch zum Staat verhalten? Gar gegen Recht und Gesetz verstoßen, um Menschen im begründeten Einzelfall zu helfen? Eine schärfere Trennung von Kirche und Staat wird bisweilen öfter angemahnt: Kirche soll sich aus der Weltgestaltung heraushalten.

 

Egal, welche Meinung man zu diesem Thema hat. Fakt ist: Deutschland ist Teil des sogenannten „christlichen Abendlandes.“ Das heißt: Unsere Geistesgeschichte und unsere Gesellschaft sind maßgeblich durch den Glauben geprägt. Ob das einem nun gefällt oder nicht: Es waren von Anfang an die Christen, die die Politik und die Gesellschaft in unserem Land mitgestaltet haben. Und zwar aus ihrem Glauben heraus- also aus ihrer inneren, geistlichen Überzeugung haben sie das öffentliche Miteinander geprägt.

 

Zum Beispiel dadurch, dass sie der Aufforderung Jesu nachgekommen sind: „Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst!“ Der daraus entstandene Gedanke der Solidarität mit dem Schwachen war es, der den Grundstein gelegt hat für viele diakonisch-caritative Einrichtungen: Vom Kindergarten über Krankenhäuser, Altenheime, Sozialstationen bis zur Nachbarschaftshilfe in der Ortsgemeinde. Der christliche Glaube prägt unser Gemeinwesen auch heute noch.

 

Wir Christen gestalten die Welt nicht obwohl wir „himmlische Ideale“ haben und uns um das geistliche Wohl der Menschen kümmern- sondern gerade weil wir an eine „höhere Wirklichkeit“ glauben: Der Himmel ist sozusagen die „Zielvereinbarung“ Gottes mit uns. Und auf dem Weg zum Ziel versuchen wir schon jetzt ein Stück vom Himmel auf die Erde zu bringen: Vergebungsbereitschaft, Solidarität und Liebe.

 

Dabei geht es nicht um vordergründige Parteipolitik. Aber auf keinen Fall darf sich Kirche aus der Weltgestaltung heraushalten. Denn sonst ginge uns am Ende das Ziel, also der Himmel, verloren.