Beiträge

Meine Bibel werfe ich nicht weg

Knappe vierzig Meter: Das ist die Gesamtlänge aller Bücherregale in meinem Büro. Klingt viel, ist es aber nicht. Zumindest nicht, wenn man zu viele Bücher hat. Bei mir standen die bereits in fast allen Regalen in zweiter Reihe oder lagen als Stapel vor der ersten Reihe. Irgendwann konnte ich den Anblick einfach nicht mehr ertragen. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mich deshalb von alten Büchern getrennt. Der ganze Prozess hat mehr als eine Woche gedauert. Pro Tag konnte ich immer nur ein paar Bücher aussortieren – mehr habe ich nicht übers Herz gebracht. Mit den meisten von ihnen habe ich eine gute Zeit verbracht, mit manchen auch mühsame Stunden. Einige haben mich zum Lachen, zum Weinen, zum Nachdenken oder sogar zur Umkehr gebracht.

Doch jetzt steht tatsächlich in jedem Regal nur noch eine Reihe Bücher und ich habe sogar wieder 28 cm Platz für neue Bücher geschaffen. Eine Regalreihe ist allerdings noch immer unverändert. Knapp zwei Meter ist sie lang und daran stehen alle meine Bibeln. Da gibt es die ganz alten und die ganz modernen Übersetzungen. Die Griechische und die Hebräische und natürlich auch die ganz neue Luther 2017. Und da sind die Exemplare, die mich als „meine“ Bibel über Jahre begleitet haben. Immer die gleiche Übersetzung und Ausgabe, weil ich mich darin schnell zurechtfinde. Da ist eine, die ist mit Stoff zusammengeklebt. Die habe ich gekauft, als der Glauben für mein Leben relevant wurde. Das war 1982. Dann die Bibel, mit der ich durch mein Studium gegangen bin. Oder die, die ich vor vier Jahren ausgetauscht habe, weil sie dabei war, zu zerfallen.

In diesen Bibeln, „meinen“ Bibeln, stehen meine persönlichen Anmerkungen und Hinweise an manchen Versen. Da werden persönliche Erfahrungen mit meinem Gott wieder lebendig. In der einen ist zum Beispiel ein Vers aus den Psalm 119 markiert:  „Ich freue mich über deine Verheißung, wie einer, der reiche Beute gemacht hat.“ Mein Hebräischlehrer hatte mir diese Worte mal zum Geburtstag zugesprochen. Seit dem begleitet mich dieser Vers und hat sich immer wieder bewahrheitet. Auf diese Weise erlebe ich die Bibel immer wieder als das, was sie ist: Ein lebendiges Buch, das mein Gott nutzt um mit mir zu reden.