Was fand’st du heute schön?
„Papa, was fandst du heute schön?“
Das fragt mich mein Sohn jeden Abend, bevor er einschläft. Oft liegt er schon halb unter der Decke, die Augen schwer,
aber auf diese Antwort wartet er noch.
Und ich merke: Diese kleine Frage verändert etwas.
Sie verschiebt meinen Blick.
Ich denke dann an Dinge, die ich sonst übersehen hätte.
An das Gespräch auf dem Weg zur Arbeit.
An das Licht am Morgen. Die wunderschönen bunten Wälder.
Oder an das Lachen beim Abendessen, das kurz alles andere vergessen lässt.
Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich den ganzen Tag nur Probleme sortiere:
Was noch fehlt, was nicht klappt, was dringend ist, was noch gemacht werden muss.
Und dabei vergesse ich, was schon da ist.
Was mich froh macht.
Was einfach schön war.
Diese Frage ist kein „Kopf in den Sand“.
Sie ist kein rosaroter Filter.
Sondern eine kleine Erinnerung daran, dass Schönheit und Verantwortung zusammengehören.
Dass ich mitten in allem Durcheinander das Gute nicht übersehen will.
Vielleicht ist das sogar eine kleine Form des Glaubens: Das Leben nicht als Last zu nehmen, sondern als Geschenk, das mich immer wieder überrascht.
Und vielleicht fragst du dich heute Abend auch – ganz leise, bevor der Tag zu Ende geht:
Was fandst du heute schön?