Von Zeichen und Wundern

Vor kurzem bin ich an einem kleinen Bahnhof gestrandet. In der Bäckerei dort kaufe ich mir eine Brezel. Auf dem Vorplatz suche ich nach einem Plätzchen. Wie magisch zieht mich eine Bank an. Sie leuchtet in Regenbogen-Farben. Auf ihr sitzt ein Mann, Ende 50, lässig gekleidet mit Zigarette und nem Bier in der Hand. Eigentlich setze ich mich nicht auf Bahnhofs-Bänke, wenn dort schon jemand Alkohol trinkt. Aber ich merke, dass ich gar nicht zögere. Ich frage, ob ich mich dazu setzen darf. „Klar!“ – aber vorher warnt er mich: „Da sind nicht mehr alle Latten dran.“ Ich schaue ihn verwundert an. „An der Bank, meine ich, da hat jemand randaliert.“ Ich setze mich und, spüre die fehlenden Latten: Der Regenbogen ist nicht mehr vollständig. Wir kommen ins Gespräch. Er erzählt mir aus seinem Leben, von seiner Leidenschaft für Musik. Davon, dass alles nicht so einfach ist. Er erzählt mir auch, dass diese Bank ständig kaputt ist, dass es aber seine Lieblingsbank ist. Und ich stelle fest, warum ich mich ohne Zögern zu diesem Mann gesetzt habe. Ich fühle mich hier sicher. Und das hat was mit den Farben der Bank zu tun. Es hat etwas damit zu tun, dass auf diesen Latten alle willkommen sind, dass ich im Regenbogen Hoffnung spüre. Hoffnung auf eine sichere Welt, darauf, dass Gott sein Versprechen wahr macht: „Der Regenbogen am Himmel ist mein Zeichen für den Bund, den ich mit euch schließe: Ich bleibe bei euch.“ In dem Moment fährt ein Auto der Stadt an. Handwerker klappen die Ladefläche auf und holen zwei bunte Latten hervor. „Dürfen wir mal? Damit wieder alle Latten dran sind.“ Wir lachen und sind gerne bereit aufzustehen, damit der Regenbogen der Hoffnung wieder in allen Farben leuchten kann.