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Wie Perlen an der Kette (Thomas Aiff von der Bahá’í Gemeinde Saar)

Die Interkulturelle Woche wurde am Sonntag eröffnet. Diese bundesweite Aktion gibt es seit 1975. Immer Ende September. Also dieses Jahr zum 50. Mal. An der Interkulturellen Woche beteiligen sich im Saarland mehrere Interreligiöse Kreise. Einer davon ist der Interreligiöse Dialog Völklingen, den ich besucht habe.

Am Dialog in Völklingen beteiligt sich auch Thomas Aiff. Er gehört zur Bahá’í Gemeinde Saar, einer Religion, die sich selbst als Weltreligion versteht aber hierzulande relativ unbekannt ist.

Jeder Kontinent hat ein zentrales Haus der Andacht, einen Bahá’í Tempel. Der für Europa steht in Hofheim am Taunus. Dort hat Thomas Aiff diese Religion kennengelernt und ist – ursprünglich aufgewachsen als evangelischer Christ – mit 19 Jahren Bahá’í geworden.

Er hat die Bahá’í Gemeinde im Saarland mit aufgebaut, als er Anfang der 80er Jahre ins Saarland übersiedelte. Für die Gründung einer Gemeinde braucht es einen geistlichen Rat aus neun Personen. Knapp 50 Personen zählen derzeit zur Gemeinde im Saarland.

Im Moment ist wieder ne sehr lebendige Gemeinde, weil wir uns sehr viel nach außen integrieren und beteiligen in allen möglichen Veranstaltungen wie jetzt zum Beispiel bei mir, dass ich die repräsentiere im Inter Truelsen Dialog in Völklingen, wo wir auch alle Regionen zusammenkommen und wir haben regelmäßig treffen

Auf andere Religionen zuzugehen, das gehört zur DNA dieser modernen Religion. Das Bahaitum wurde Mitte des 19. Jahrhunderts im damaligen Persien gegründet.

Ja also wir haben ja in den heiligen Schriften haben wir die Vorgaben von dem Gründer BH Lahr offenbar Gottes verkehrt mit den Anhängern aller Religionen im Geist des Wohlwollens und der Verbundenheit. Ihr seid die Früchte eines Baumes und die Blätter eines Zweiges. Also alle Menschen auch alle Religionen dadurch verkehrt miteinander in größter Liebe und Eintracht in Freundschaft und brüderlich.

Thomas Aiff engagiert sich seit gut 10 Jahren im Interreligiösen Dialog Völklingen. Ich habe dort einen der Gesprächsabende besucht. Da ging es um die Frage: Wie geht meine Religion mit Menschen um, die anders glauben oder auch gar nicht?

Ein Thema, das für einen Christen oder eine Muslima zwiespältig, ja, mit Blick auf die dunklen Seiten der eigenen Religionsgeschichte sogar heikel ist – für einen Bahá’í wie Thomas Aiff aber nicht.

Wir betrachten ja alle vorangegangenen Religionen und Weltreligion wie Perlen einer Kette in Aufeinanderfolge, ja von dem einen einzigen liebenden Gott gestiftet über die Kette zusammen gehalten, weil die bei Religion ist die Religion der Einheit, d.h. Einheit, Gottes Einheit der Religionen und Einheit der Menschheit

Zum Menschenbild der Bahá’í gehört, dass jeder Mensch die Fähigkeit hat, unabhängig nach der Wahrheit zu forschen. Deshalb soll er auch nicht blindlings den Glauben seiner Umgebung übernehmen, oder den seiner Vorfahren.

Die Bahá’í wertschätzen neben den heiligen Schriften ihres Gründers Bahāʾullāh auch die heiligen Schriften der anderen Weltreligionen. Im Haus der Andacht im Taunus wird aus ihnen gelesen. Jeden Sonntag. Ohne zu kommentieren. Ohne darüber zu predigen.

Ein Bahá’í sollte also auch die Schriften der anderen Weltreligionen kennen und sie wertschätzen. Und weil er sie kennt, kann er auch religiösen Fanatikern oder Fundamentalisten entgegentreten, wenn diese die in jeder Religion im Zentrum stehende Liebe Gottes verkennen. Und Menschen Glaubens nicht wertschätzen. Entgegentreten mit Argumenten aus deren eigener Tradition, aus deren eigenen heiligen Schriften.

Im Interreligiösen Dialog Völklingen kommen Menschen zusammen, die sich wertschätzen. Deshalb engagiert sich der Bahá’í Thomas Aiff dort.

Also für mich bedeutet es, Freundschaft zu pflegen, mit Anhängern andere Religionen, sie kennen zu lernen und die persönlichen Interessen auszutauschen und das gemeinsame zu stärken und zu erkennen, dass alle Religionen von dem einen liebenden Gott stammen

Im morgigen Beitrag zur Interkulturellen Woche geht es um Reyyan Yanaz von der DITIB-Moschee Völklingen.