Feste feiern

Feste feiern: das können wir Saarländer. Altstadtfeste, Stadtviertelfeste, Theaterfestivals, Filmfestivals, Musiksommer, warme Nächte bei kühlem Bier. Ich habe recherchiert: sieben Feste am Wochenende: Saar-Spektakel, Rocco del Schlacko (zum letzten Mal, leider), Kirmes in Wadern und in Hirzweiler, das Walsheimer Dorffest, ein Strandfest in Losheim, dazu Zauberer auf St. Wendels Straßen.
Und dann kommt das absolute Mega-Fest, das Fest zum Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober, wo Hunderttausende in Saarbrücken erwartet werden: 20 Bühnen, 600 Künstler, 150 Aussteller. Und ich darf zusammen mit meinen katholischen Kolleginnen für die ARD den Festgottesdienst aus der Ludwigskirche organisieren.
Gerade dieses Fest schmeckt aber nicht jedem. Ich höre es bei Bekannten, auch in Leserbriefen steht es: das Geld sollte doch lieber in die Wirtschaft investiert werden. Andere sagen: für die Armen. Die Rentner. Die Pflege. Den Klimaschutz. Gerade in diesem Jahr der Katastrophen – Kriege und Krisen, Anschläge und Elend, Arbeitsplätze weg, Populisten auf dem Vormarsch – da ist doch kein Grund zum Feiern.
Muss ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben, morgen am Ufer der Saar?
Als Mann der Kirche darf ich das gar nicht. Manchmal singe ich sonntags im Gottesdienst nämlich „Unser Leben sei ein Fest, Jesu Geist in unsrer Mitte“. Christinnen und Christen sollten Meister im Feiern sein. Es gibt rund 20 Festtage im Jahr. Eigentlich sogar jeden Sonntag. Gemeinsam essen und trinken, Brot und Wein teilen. Liebevoll und fröhlich miteinander sein.
Feste sind wichtig für uns Menschen. Ein Grundbedürfnis. Egal, ob religiös begründet oder nicht. Weihnachten feiert praktisch jeder, ob noch in oder schon raus aus der Kirche. Aber auch die Fußball WM 2006 – ein Sommermärchen, heiter und großzügig feierten ganz unterschiedliche Menschen. Einheit in Vielfalt. Geht doch!
Ein kluger Mensch hat einmal gesagt: „Feiern heißt, Gott und die Welt in ihrem Gut-Sein rühmen.“ Das gibt neue Kraft und Lebensfreude. Und die haben wir bitter nötig, keine Frage. Ich hoffe sehr, dass am 3. Oktober im Saarland auch so ein Fest gelingt. Ein Fest der Demokratie, der Achtsamkeit, des Respekts. Großzügig und heiter. Und jetzt am Wochenende – da können wir schon ein wenig üben!
Hier geht es zur ARD-Mediathek:
https://www.ardmediathek.de/video/aus-christlicher-sicht/aus-christlicher-sicht-07-08-2025/sr/Y3JpZDovL3NyLW9ubGluZS5kZS9BQ1NfMTU2NTA1