Beiträge

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben

Sommerzeit, eigentlich Zeit für Ferien, Eisessen, Schwimmbad oder zumindest sommerliche Entspannung nach der Arbeit. Eigentlich! In unserer Welt aber schwierig: Trumps Alleingänge, Krieg in der Ukraine und in Israel, im Iran, wirtschafts- und sozialpolitische Gräben in unserem Land, ach ja die Folgen des Klimawandels nicht zu vergessen: zu heiß, zu nass… und die Natur gibt ihr Bestes – was für ein Sommer!

Und woher nehmen Sie die Stärkung für jeden neuen Tag in diesem Szenario? Wo viele sagen, die Welt sei aus den Fugen geraten?

Meine Quelle liegt im Lebensmut Jesu. Dieser Mut wird ja dank der Bibel an uns weitergegeben. Etwa in diesem Satz: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt, der bringt viel Frucht. Ja Jesus war mutig. Vollmundig mutig sogar. Jesus hat nicht nur Sprüche gekloppt, sondern auch selbst so gehandelt: Feindlich gesinnten Menschen ist er mit Respekt und Liebe begegnet, manchen hat er überzeugt, andere gegen sich aufgebracht. Und er hat nie aufgegeben.

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.

Was für ein Weinstock, dessen Reben wir sein können.

Tut wohl zu hören, finde ich, denn es bedeutet: keine Sorge, kein Tun und Mitfühlen ist sinnlos, sondern wird Frucht bringen.

Dieses Versprechen gilt auch der Frau, die nun doch vom Krankenhaus ins Hospiz verlegt werden soll. Sie bedankt sich bei den Pflegenden, dass das noch möglich ist. Wie lebens-mutig bis zuletzt, denke ich, die Krankenhausseelsorgerin. Die Frau schildert mir, was sie dort im Hospiz mit ihren Familienangehörigen vorhat. Solange sie die Kraft dazu hat. „Na, denn kanns ja losgehen!“, sage ich zu ihr. Sie liegt auf der Transportliege und wir lächeln uns beide an.

Gut, dass Stärkung nicht denen vorbehalten ist, die es leicht und locker haben im Leben! Gerade die, die es besonders schwer haben, dürfen sich im Weinstock der Liebe verwurzelt wissen! Wer sich ohnmächtig fühlt – etwa durch die Nachrichtenlage aus aller Welt – oder an der Grenze des eigenen Lebens steht, dem gilt diese Ermutigung: Trau Dich, Frucht bringen geht immer!

Wer in mir bleibt, der bringt viel Frucht.

Mir ist Jesu Zusage bei dieser Begegnung mit der Frau auf dem Weg ins Hospiz ganz nah, sie heißt in dem Moment: „Du kannst Dich auf die Liebe verlassen. Sie wird Früchte tragen, auch und gerade durch Dich: Dein Lächeln auf der Transportliege setzt einen Impuls, der die Umstehenden verändert. Dein Mut, gegen Hass und Hetze in Deinem Umfeld einzustehen, wird nicht sinnlos sein. Deine Kraft zu leben trotz allem und mit allem, was Dein Leben gerade schwer macht, soll sinnvoll sein: Die Früchte Deines Mutes werden andere erfreuen und selbst zu mutigem Handeln und Mitfühlen anstecken.“

Das ist Sommer: die Liebe feiern, in der wir alle uns verwurzelt wissen dürfen und diese Liebe genießen – ohne Angst vor dem Morgen. Heute meinen Mut in die Welt setzen im Vertrauen auf den Weinstock, der mich zu einer Rebe macht, die Früchte trägt.

Jesus bietet allen diese Lebensmöglichkeit an. Er sagt: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt, der bringt viel Frucht. Das auszuprobieren, das ist unsere Sache, aber es lohnt sich. Das lehrt mich das Lächeln der Frau, die trotz schwindender Lebenskraft mit ihren Angehörigen im Hospiz erfüllte Momente genießen möchte. Sie gibt damit auch anderen weiter, was unsere Welt lebenswert und sogar genussvoll macht: die Liebe, die Früchte bringt – nicht nur im Sommer!