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Das Selfie

Ich wollte neulich meiner besten Freundin ein lustiges Bild schicken. Ein Selfie – ich im Bademantel, mit Gesichtsmaske, Handtuch-Turban und einer Tasse Kaffee in der Hand. Mit dem schönen Titel: „So geht der Sonntag richtig los“. Ich hab‘ noch gegrinst, als ich beim Messenger auf „Senden“ gedrückt habe – auch wenn mir das Lachen gleich wieder im Halse stecken geblieben ist.

Denn ich hab’s gar nicht ihr geschickt – sondern allen Mitgliedern der Familien-Whatsapp-Gruppe. Mit Eltern, Schwiegereltern, Geschwistern, Onkeln und Tanten. Und die zwei blauen Häkchen haben mir auch gleich gezeigt, dass es zum Löschen schon längst zu spät ist. Die Reaktionen kamen prompt. Und ich hab‘ mir ein tiefes Loch gewünscht, dass mich einfach verschlingt.

„Was ist das denn?“ hat mein Vater geschrieben. „Ähm … mutig“, die Schwiegermutter. „Was ist denn bei dir kaputt?“ hat mein kleiner Bruder gemeint. Und meine Tante Evi hat nur „hübsch“ gesagt.

Irgendwann war der erste Schock verdaut und ich bin wieder aus meinem Loch herausgeklettert. Und ich hab gemerkt: So schlimm war das gar nicht. Ganz im Gegenteil. Alle hatten was zu schmunzeln – und ich konnte sogar mitlachen. Ich hab gedacht, ich hätte mich grenzenlos blamiert – am Ende war es aber einfach nur witzig. Und noch heute, wenn die Familie zusammenkommt, ist die Geschichte für ein Lacher gut.

Seitdem bin ich zwar etwas vorsichtiger beim Verschicken von Bildern – aber die besten Geschichten im Leben beginnen halt oft genau da, wo man sich kurz am liebsten selbst löschen würde. Und über die meisten Fehler lässt sich am Ende am besten zusammen lachen.