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Wo kämen wir hin

Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin,

und niemand ginge, um zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.

Von Kurt Marti, dem 2017 verstorbenen Pfarrer und Dichter aus der Schweiz, stammt dieser kluge Satz.

Bedenkenträger, die bei jeder Veränderung den Untergang des Abendlandes beschwören, gibt es ja immer und überall. Es gab sie schon immer.

„Wo kämen wir hin“ – wenn Bauern nicht mehr die Leibeigenen des Fürsten wären? „Wo kämen wir hin“ – wenn Frauen studieren dürften, oder, Gott bewahre, wählen? „Wo kämen wir hin“ – wenn Schwule heiraten dürften?

Wo wären wir, wenn die sich durchgesetzt hätten, die immer sagen: „Wo kämen wir hin?“ In Unfreiheit, Ungerechtigkeit und Erstarrung. Da wären wir.

Die Bibel ist voller Geschichten von Menschen, die sich von den „Wo-kämen-wir-hin-Sagern“ nicht haben ausbremsen lassen, sondern ausgezogen sind aus der Erstarrung: Abraham, der alles hinter sich ließ und zum Vater eines großen Volkes wurde. Das Volk Israel, das aus der Sklaverei auszog – ins gelobte Land. Die Jünger, die alles Vertraute aufgaben und Teil der Geschichte Jesu wurden. Alles auf die Zusage Gottes hin: Fürchtet euch nicht. Ich bin bei euch.

Ich bin in meinem Leben auch ein paar Mal aus Erstarrung ausgezogen. In eine unbekannte Stadt. Aus einer ungesunden Beziehung. Aus einer beruflichen Sackgasse. Da war immer auch die „Wo-kämen-wir-hin-Angst“. Aber die Zusage Gottes hat getragen: Fürchte dich nicht. Ich bin bei dir!