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Die lange Nachricht

Neulich habe ich eine ziemlich lange Nachricht auf meinem Handy getippt. Also eine dieser Nachrichten, die ehrlicherweise viel zu lang, aber dafür wirklich ehrlich sind.  Nach dem hundertsten Mal drüber lesen und überarbeiten klicke ich auf „Senden“ – und dann heißt es warten. Ein Häkchen. Zwei Häkchen. Gelesen … aber keine Antwort.

Zuerst denke ich: „Naja, vielleicht ist die Person gerade beschäftigt.“ Aber dann fängt das Gedankenkarussel sich zu drehen an. War die Nachricht zu viel? Zu direkt? Hab‘ ich mich falsch ausgedrückt? Hätte ich die Nachricht doch nicht schicken sollen? Und während die Fragen im Kopf Kreise ziehen, dauert jede Stunde ohne Antwort gefühlt länger als die vorherige.

Ich finde, dass sich das Leben überhaupt manchmal genau wie so eine unbeantwortete Nachricht anfühlt. Da geb ich mein Bestes – in einer Freundschaft, bei einem Projekt, in der Familie. Aber es kommt nichts zurück. Oder etwas, was ich mir nicht gewünscht habe. Das ist enttäuschend. Aber ich glaube: auch diese Enttäuschungserfahrungen gehören einfach zum Leben dazu.

Ehrlichkeit und Mut sind nie umsonst. Auch wenn sie unbeachtet bleiben. Sie verändern etwas – vor allem in mir selbst. Ich habe mich getraut, ich habe mir Mühe gegeben. Das allein zählt schon. Vielleicht kommt die Antwort später. Vielleicht auch nie. Ich warte heute noch auf meine. Aber den Versuch ist es auf alle Fälle wert.