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Liebesgeschichten

Ich mag die Liebesgeschichten der Bibel. Nicht, weil sie so schön romantisch sind, sondern weil sie die ganze Palette der menschlichen Auswüchse enthalten. Abraham und Sara zum Beispiel: Wie sich die beiden kennengelernt haben, wird nicht erzählt. Dafür geht’s bei Abraham und Sara beziehungstechnisch ordentlich zur Sache: Sie rät ihm zum Sex mit seiner Magd, weil sie unfruchtbar ist. Und er findet, das ist eine gute Idee – ohne dabei die möglichen Folgen zu bedenken. Oder ein anderer Held der Bibel: Jakob. Er wurde von seinem Schwiegervater hintergangen und bekam statt der angebeteten Dame Rahel die schwer vermittelbare Schwester Lea ins Ehebett gelegt.

Noch mehr Pärchen lassen sich in die Reihe schräger Geschichten aufnehmen: Mose und Zippora, David und Batseba, Fremdgehen, Lügen und sogar Mord… Alle Beziehungen werden sehr ehrlich beschrieben, die Konflikte nicht verschwiegen. Sehr wenig Hollywood, wenig Zuckerguss und längst nicht immer ein Happy End.

Das beruhigt mich etwas. Denn auch meine Beziehungen gelingen nicht immer. Das betrifft nicht nur meine Liebesbeziehung, sondern auch die zu meinen Eltern, meinem Kind, Kolleg*innen, Freund*innen. Da kann es auch mal holprig sein.

Aber, ich brauche Menschen, die ich mag und die mich mögen – und sie brauchen mich. Nicht, weil ich mir von ihnen das Glück meines kompletten Lebens verspreche, sondern weil ich mit ihnen mein Leben teilen möchte. Und mit manchen sogar meine intimsten Momente. Wir brauchen einander! Unperfekt, verständnisvoll, liebevoll.