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Großartige Welt

‚Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit’, so beginnt ein bekanntes Lied aus dem Evangelischen Gesangbuch. Der Dichter Paul Gerhardt erzählt darin von seinem Glauben. Er beschreibt, wie schön ihm das alles erscheint, was Gott geschaffen hat. Dem geht es ja wohl zu gut, meinen manche. Der hat ja wohl keine Ahnung von Katastrophen, von CO2 und Umweltverschmutzung, von Flugzeugabstürzen und Kriegen. Der kennt keine Flüchtlingskatastrophen, atomaren Bedrohungen oder sonstige Gefahren, die heute für uns allgegenwärtig sind in dieser Welt, in der wir leben.

Da haben diese Menschen ja Recht: Mit manchen unserer selbst fabrizierten Katastrophen wusste Paul Gerhardt wirklich nichts anzufangen. Aber dafür hat er den 30-jährigen Krieg erlebt. Hat Leid und Tod in der eigenen Familie erfahren, vieles ertragen. Trotzdem hätte er wahrscheinlich gesagt: Mir geht es gut. Und zwar deshalb, weil er mit offenen Augen durch die Welt gegangen ist. Nicht trotz, sondern gerade wegen des Leids um ihn herum. Paul Gerhardt hat gesehen, wie die Natur im Frühling erwacht ist. Er hat Blumen und Tiere wahrgenommen, gesehen, wie sich ein neuer grün-bunter Teppich über verwüstete Landschaften gelegt hat und konnte nur noch staunen. Wenn Gott die Natur schon so üppig ausgestattet hat, ihr so großzügig immer aufs Neue Leben einhaucht – um wie viel mehr sollte er nicht immer wieder aufs Neue für uns Menschen da sein? Uns neuen Grund zur Hoffnung schenken, unserem Leben immer wieder neu Grund unter die Füße geben?

Und aus diesem Gottvertrauen heraus konnte Paul Gerhardt nur noch singen von dieser Welt, die Gott so großartig geschaffen hat. Und er konnte Danke sagen, weil Gott seine Welt nicht im Stich lässt, auch dann, wenn Menschen versuchen, sie kaputt zu machen. Mit diesem Vertrauen und dieser Hoffnung konnte Paul Gerhardt für sich die Depression des 30-jährigen Kriegs überwinden. Vielleicht hilft er auch heute noch, die Niedergeschlagenheit angesichts des Zustandes dieser Welt zu überwinden.