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6 Uhr 41

6 Uhr 41. Nein, das ist nicht die aktuelle Uhrzeit. Es ist der Titel des neuen Romans des französischen Schriftstellers Jean Philippe Blondel. Vor ein paar Wochen habe ich ihn gelesen. Darin geht es um einen etwas in die Jahre gekommenen Mann mit Bauchansatz und schütterem Haar. Früher ist er ein richtiger Schönling gewesen, der die Frauen reihenweise vernaschte. Inzwischen ist er geschieden. Seine Kinder leben bei seiner Ex-Frau und deren neuem Ehemann. Um 6 Uhr 41 steigt er in einen Zug nach Paris. Er setzt sich auf den einzigen noch freien Platz neben einer Frau. Beim beiläufigen Rüberblicken bemerkt er, dass er sie kennt. Als 20-jähriger hat er einmal was mit ihr gehabt. Sie erkennt ihn auch. Aber die beiden reden die ersten hundert Seiten nichts miteinander. Sie überlegen bloß, wie das damals mit ihrer Beziehung war. Zwischendurch immer wieder Szenen, was inzwischen aus ihnen geworden ist.

Mich hat der Roman eher runter gezogen. Ich habe selten ein Buch gelesen, in dem so oft von Sinnlosigkeit, Leere und Langeweile die Rede war. Von der Angst, sozial abzurutschen und vom Herabschauen auf die, bei denen das passiert ist. Beide, Mann und Frau, haben auf mich sehr verbittert und herablassend gewirkt. Einsam und wie in sich selbst gefangen. Beide haben niemanden, der Ihr Denken, ihre Einstellung ändern könnte.

Meine Erfahrung ist: Geliebt zu sein, hat meine Sicht auf mich selbst und auf andere Menschen verändert. Bedingungslos geliebt bin ich von Jesus. Als ich 13 Jahre alt war, habe ich das zum ersten Mal -fast körperlich -gespürt, wie er mich mit seiner Liebe umhüllt und zu mir sagt: „Du bist mein geliebter Mensch. Ich will mit dir durch’s Leben gehen. Du kannst mir ganz und gar vertrauen“. Und später hat er noch öfter zu mir geredet: ein paarmal in Gottesdiensten, oft beim Lesen in der Bibel und nicht selten in der Stille, beim Gebet. In einer persönlichen Krise vor dreieinhalb Jahren hat er mir seine Liebe nochmal neu bei einem Segen zugesagt. Für mich ist Gott, ist Jesus eine reale Person, mit der ich reden kann.

Im Roman keimt erst ganz am Schluss in den beiden Hauptfiguren eine Ahnung davon auf, ob die Liebe etwas in ihnen verändern könnte. Und genau das wünschte ich vielen Menschen, die Sinnlosigkeit und Langeweile in ihrem Leben kennen: Dass sie einmal so richtig durch und durch spüren, dass Gott sie liebt. Dafür bete ich.