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Geistesgegenwärtig

„Was feiern wir eigentlich an Pfingsten?“ Viele Eltern und Großeltern sind das wahrscheinlich in den letzten Tagen gefragt worden. Und einige – so vermute ich zumindest – sind die Antwort schuldig geblieben. Das ist zwar keine Schande; aber doch schade.

Pfingsten ist ein sehr freudiges Fest: Die christliche Kirche feiert ihren Geburtstag; laut Bericht der Apostelgeschichte vom 1. Pfingstfest in Jerusalem ging es gleich wunderbar “rund”. Kaum vorstellbar: Keine Rede von Mitgliederschwund, keine Austritte! Im Gegenteil:  3000 Menschen lassen sich begeistern und spontan taufen.  So kann es gehen, wenn Gottes Geist zur Wirkung kommt; das ist Geistes- Gegenwart pur. Und wie die weiterwirkt, das erklärt alsbald der Apostel Paulus der Gemeinde in Galatien – im heute türkischen Anatolien: “Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit… wenn wir im Geiste leben, so lasst uns auch im Geiste wandeln” (Galater 5). Knapp 2000 Jahre sind diese Worte alt. Gelten sie heute überhaupt noch? Ist dieser Geist noch gegenwärtig? Andere Themen scheinen zu dominieren: Krieg, Flucht, Leid und Tod. Angesichts der aktuellen Weltlage liegt die Frage nahe: Ist Christsein nicht längst ein fruchtloses Bemühen?

Nein, das ist es nicht! Aber es kommt darauf an, dass sich die christliche Kirche an ihrem Geburtstag wieder daran erinnern lässt, woher sie stammt und was ihr Auftrag ist: Dass sie eine “Frucht”, ein Geburtstagsgeschenk des Heiligen Geistes ist. Darum ist “Liebe” oder” Friede” für sie kein Fremdwort. Und wer ein wenig „Liebe“, „Freundlichkeit“ und „Güte“ in seinem Leben erfahren hat, wird sich dankbar daran erinnern und nicht selten Ähnliches tun. Gottes Geist schafft neue Erfahrungen; er sucht sich neue Menschen, neue Generationen. Er findet neue Zeugen aus nah und fern. Er schenkt neue Begeisterung.

Gott sei Dank, dass seine erste Zusage an seine Jünger damals zum ersten Pfingstfest unverändert gilt: “Ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen; denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung – und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird” (Apostelgeschichte 2,38f).