Gott am Strand

Als Gott, wie an jedem Tag, wieder seinen Spaziergang am Strand macht, sieht er gleich, dass er diesmal nicht der Einzige war, der dem Regen und dem kalten Wind zum Trotz hier draußen ist. Ein Mann geht dort. Wie er in Jacke, Schal und Wollmütze eingehüllt. Ab und an bleibt der Mann stehen und sieht aufs Meer hinaus. Dann geht er weiter. Gott und der Mann kommen aufeinander zu.

Als sie nur noch zwei Schritte voneinander entfernt sind, sieht Gott weit draußen auf dem Meer diesen Stumpf eines Regenbogens. Von den Strahlen der tiefstehenden Sonne unter den Wolken hinweg dorthin gezaubert – dort, wo sich der Regen ins Meer ergießt. „Schauen Sie!“, sagt Gott zu dem Mann und zeigt auf den Horizont. Der Mann bleibt stehen, dreht sich um – und sieht den Stumpf des Regenbogens. Gott steht nun neben ihm. Aus einem Impuls heraus legt Gott seine Hand auf die Schulter des Mannes. Nur kurz. Dann geht Gott weiter – und der Mann auch. Jeder in seine Richtung.

Der Mann erinnert sich später noch oft an diesen Tag. In seinen Gedanken klingt die Szene ähnlich, aber doch ein klein wenig anders. Schön war es, als er da vor kurzem am Strand lang gegangen ist. Als er da draußen diesen Spaziergang gemacht hat. Als Einziger, der dem Regen und dem kalten Wind zum Trotz da draußen war. In Jacke, Schal und Wollmütze eingehüllt ist er am Meer entlang gegangen. Ab und an ist er stehen geblieben und hat aufs Meer hinausgeblickt. Dann ist er weitergegangen. Als er ein paar Meter später wieder stehengeblieben ist, hat er plötzlich am Horizont den Stumpf eines Regenbogens gesehen. Von den Strahlen der tiefstehenden Sonne dorthin gezaubert – dort, wo sich der Regen am fernen Horizont ins Meer ergossen hat.

Er war ganz allein. Nur er hat dieses Naturschauspiel gesehen. In seinem Körper hat er das Blut pulsieren gespürt. Sein Schal und seine Jacke haben seine Schultern gewärmt. Er hat gelächelt in diesem Moment. Vielleicht das erste Mal seit Monaten. Dann ist er weiter gegangen. Als einziger Mensch an diesem Tag am Strand.