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Ein starkes Hoffnungszeichen

„Alle wollten verhindern, dass wir heiraten“, erzählt mir ein altes Ehepaar. Er Katholik, sie evangelisch. „Wir wurden regelrecht angefeindet; am schlimmsten waren die beiden Pfarrer.“  Unfassbar, wie aggressiv die Trennung zwischen den christlichen Konfessionen bis vor gar nicht so langer Zeit war.

Daran musste ich denken, als am Montag die Internationalen Wochen gegen den Rassismus eröffnet wurden. Bis zum 26. März wird es weltweit unzählige Aktionen gegen Rassismus geben. Das ist auch bitter nötig. Nur eine Zahl: Seit 2014 hat sich die Zahl rassistisch motivierter Straftaten in Deutschland etwa verfünffacht.

Aber was hat rassistische Gewalt mit dem Verhältnis der Kirchen zu tun? Nun, die Feindschaft zwischen den Kirchen in vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten war auch eine Form von Rassismus. Rassismus braucht keine Rassen. Rassismus heißt, die Unterschiede von Menschen zu betonen, um sich ab- und andere auszugrenzen. Rassismus ist die Einteilung von Menschen in Gruppen, um sich Vorteile zu verschaffen. Da ist es letztlich egal, ob nach Hautfarbe eingeteilt wird, oder nach Kultur oder Religion. In jedem Fall hat man ein „Wir“ und „Die Anderen“.

Als die evangelischen Kirchen sich dran machten, das 500. Jubiläum der Reformation in diesem Jahr zu feiern, da war die Sorge bei vielen Katholiken groß, dass diese alten Mechanismen der Abgrenzung wieder gepflegt werden würden. Nicht ganz zu unrecht. Denn das 400. Reformationsjubiläum beispielsweise, im Jahr 1917, war so: Deutschnational und vor allem antikatholisch. Aber das ist vorbei.

„Wir wollen nicht mehr getrennt glauben, wir wollen zusammen glauben“, „Die Christen in unserem Land bekommt man nicht mehr auseinander“. Bischof Bedford-Strohm und Kardinal Marx, die obersten Repräsentanten der beiden großen Kirchen in Deutschland haben das so gesagt. Bei einem historischen Versöhnungsgottesdienst am vergangenen Samstag in Hildesheim. Versöhnte Verschiedenheit statt aggressiver Abgrenzung – zwischen den Kirchen funktioniert das unterdessen ganz gut. Für mich ist das ein starkes Zeichen der Hoffnung: Jede Form von Rassismus kann überwunden werden.