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„Die Arbeit läuft dir nicht davon, wenn du deinem Kind den Regenbogen zeigst. Aber der Regenbogen wartet nicht, bis du mit der Arbeit fertig bist.“

Dieses Chinesische Sprichwort hing an der Pinnwand im Frühstücksraum auf der Entbindungsstation bei der Geburt meines zweiten Kindes. Vier Morgen lang habe ich es immer wieder gelesen, darüber nachgedacht und mich gefragt, ob ich das hinbekommen werde: Kinder und Beruf, wird man bzw. frau da beidem gerecht? Werde ich es schaffen, meine Arbeit hinzulegen, um meinen Kindern den Regenbogen zu zeigen? Und wie viele Regenbögen werden wir verpassen, weil ich keine Zeit hatte? Denn im Gegensatz zur Arbeit wartet der Regenbogen, warten außergewöhnliche Situationen und Ereignisse selten, bis die Arbeit erledigt ist.

Eine lange Zeit ist seitdem vergangen, und meine Kinder sind erwachsen geworden. Letzte Woche habe ich mir Bilder von damals angeschaut und einen Zettel gefunden, auf dem ich mir dieses Sprichwort notiert habe. Es muss mich damals wohl wirklich beeindruckt haben.

Nach all den Jahren mit zwei Kindern und Arbeit muss ich leider gestehen, dass ich wohl so einige Regenbögen verpasst habe. Aber wenn ich eines gelernt habe, dann ist es organisieren – und zu akzeptieren, dass alles seine Zeit hat. Mit den Kindern spielen, Neues entdecken hat seine Zeit, aber auch arbeiten, sich auf eine Sache konzentrieren hat seine Zeit.

„Alles hat seine Zeit“ so beginnt der Prediger im gleichnamigen alttestamentlichen Buch sein immer noch lesenswertes Gedicht über die Zeit und die Reihe, die hier aufgelistet ist, könnte man noch erweitern: Regenbögen zeigen hat seine Zeit, Regenbögen verpassen hat seine Zeit.