Wir sind Priester!
Unser Pfarrer ist krank. Schon seit einiger Zeit müssen wir im Gemeindebüro und im Presbyterium ganz schön improvisieren: Vertretungen für die Gottesdienste und Amtshandlungen müssen gefunden werden.
Neben der Unterstützung durch Kirchenkreis und befreundete Pfarrerinnen und Pfarrer haben wir noch etwas, was uns Ehrenamtlichen beim Improvisieren hilft: das Priestertum aller Gläubigen. Wir sind vielleicht nicht mehr Papst – aber wir sind auf jeden Fall Priester!
Das Priestertum aller Gläubigen oder theologiegeschichtlich korrekt Priestertum aller Getauften geht auf Luther zurück. In seiner Schrift „An den christlichen Adel“ von 1520 heißt es:
„Alle Christen sind wahrhaft geistlichen Standes, und ist unter ihnen kein Unterschied dann des Amts halben allein. … Demnach so werden wir allesamt durch die Taufe zu Priestern geweiht. … Was aus der Taufe gekrochen ist, das mag sich rühmen, dass es schon Priester, Bischof und Papst geweiht sei, obwohl es nicht jedem ziemt, dieses Amt auch auszuüben.“
Unabhängig vom Rang in der kirchlichen Hierarchie kommt allen Getauften eine Mitverantwortung für die Sache Jesu zu. So können auch ‚einfache‘, ungeweihte Christen priesterliche Aufgaben wahrnehmen. Denn wir Gläubigen brauchen keinen Pastor oder Pfarrer, der zwischen uns und Gott vermittelt.
Und das nutzen wir jetzt in der Not und gestalten mit einem ehrenamtlichen Team besondere Gottesdienste. Wir haben sogar eine „Gottesdienst-Werkstatt“, in der wir Nicht-Theologen lernen vor die Gemeinde zu treten und Gottesdienste abzuhalten. Das macht sogar richtig Spaß! Aber wir sind trotzdem heilfroh, wenn unser Pfarrer wieder gesund ist. Denn ganz ohne Pfarrer läuft so eine Gemeinde einfach nicht rund.