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Wer ist eigentlich diese Tochter Zion?

In der Adventszeit merken viele Menschen, dass sie eigentlich doch ganz gerne singen. Jedenfalls gibt es in dieser Zeit kaum eine Feier ohne die guten alten Adventslieder. Aber was singen wir da eigentlich? Zum Beispiel das Lied „Tochter Zion“. Ein Junge will von mir wissen: Wer ist denn dem Zion seine Tochter? Ich merke: Er stellt sich ein Mädchen vor, das laut jubelt und eben die Tochter eines gewissen Zions ist. Und – so fragt der Junge weiter – der Sohn vom David, heißt der Hosianna? Auch ein komischer Name.

Ich kläre ihn auf: Es gibt keinen Zion, dessen Tochter jubelt, und es gibt keinen David mit einem Sohn namens Hosianna. Tochter Zion ist ein biblischer Begriff. Er bezeichnet einfach die Stadt Jerusalem. „Tochter Zion” wurde früher an Palmsonntag gesungen. Sie erinnern sich? Da ist Jesus zur Feier des Passafestes in Jerusalem eingezogen. Die Menschen jubelten ihm zu und legten Palmzweige auf die Wege, damit es nicht so staubt. Wie einen König haben sie ihn empfangen. „Tochter Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem! Sieh, dein König kommt zu dir“, heißt es deshalb in dem Lied.

Dazu passt die Melodie – ein einziger Jubelruf. Sie stammt übrigens von keinem geringeren als Georg Friedrich Händel. Der Text kam erst 80 Jahre später dazu, von Friedrich Heinrich Ranke, einem Theologen. Genau genommen hat er eine Reihe von Bibelzitaten geschickt mit den Noten verwoben. Da taucht die Bezeichnung “Friedefürst” auf. Und eben auch dies seltsame Wort “Hosianna”. Das ist Hebräisch und bedeutet so viel wie „Hilf doch“. Das ist kein Flehen, sondern eher ein Jubelruf, denn mit Gottes Erscheinen ist die Hilfe ja schon da. Heute würden wir vielleicht eher sagen: Wie gut, dass du kommst, du Sohn Davids. Damit ist natürlich Jesus gemeint. Denn er soll ja ein Nachfahre des legendären König Davids sein.

Jetzt gerade warten wir auf die Ankunft Jesu an Weihnachten. So lange schwelgen wir in der Verheißung und singen “Tochter Zion, freue dich, hosianna Davids Sohn!” Rufen wir ihn herbei – einen Friedefürst können wir allemal sehr gut gebrauchen!