Weltknuddeltag
„Oh, nicht schon wieder!“ Mein Sohn war offensichtlich nicht allzu begeistert von dem, was sich da am Neujahrsmorgen bei uns auf der Straße angespielt hat. Ständig sind Leute auf ihn zugekommen, um ihm „Proschd Neijohr“ zu wünschen und – jetzt kommt’s – ihn zu umarmen, zu knuddeln und manchmal sogar einen Kuss auf die Wange zu drücken.
Mich persönlich hat das amüsiert. Denn bei mir war es als Kind nicht anders. Ich erinnere mich noch an eine Szene mit meiner Oma. Sie hatte Geburtstag und ich wollte ihr einfach per Handschlag gratulieren. Aber sie hat nur gegrinst und mich fest an sich gedrückt inklusive Kuss. Bis heute habe ich noch ihr Parfum in der Nase. Das heißt nicht, dass ich meine Oma nicht geliebt habe. Ganz im Gegenteil. Aber es gab mal eine Zeit, da waren mir Umarmungen und sonstige Berührungen zuviel. Besonders, wenn bestimmte Tanten oder Bekannte mir irgendwas aus dem Gesicht wischen wollten. Am besten mit einem mit Spucke befeuchteten Taschentuch…. aber, lassen wir das. Sie wissen, was ich meine. Es war furchtbar.
Dabei ist es ja im Grunde etwas ganz wunderbares, wenn ich jemanden umarme oder umarmt werde. Voraussetzung ist nur, dass es freiwillig geschieht. Aber dann tue ich es auch wirklich gerne. Eine Umarmung bedeutet: Du bist mir wichtig, ich mag dich, bin dir nah. Auch die Bibel erzählt davon. Als der verlorene Sohn wieder nach Hause kommt, läuft der Vater auf ihn zu und nimmt fest in den Arm. „Egal, was war“, sagt er damit, „ich bin für dich da.“
Wem immer Sie das mal wieder zeigen wollen – tun Sie es einfach. Nehmen Sie die Menschen in den Arm, die ihnen wichtig sind. Außer denen, die zeigen „bitte nicht”.