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Weihnachten

Ich erinnere mich genau. Ich war dreizehn und im Konfirmandenunterricht, als wieder einmal Weihnachten vor der Tür stand. Aber nicht irgendein Weihnachten, nein, sondern das Weihnachten, an dem meine Konfigruppe das Krippenspiel machen sollte. Wir waren nur wenige und so standen die Chancen gut, eine tragende Rolle zu bekommen.

Der Tag der Verteilung kam und unser Pfarrer legte los: „Du: Maria, du: Josef, ihr: Hirten, und du, Sigrun, bist für das Licht verantwortlich.“ „Für das Licht?“ „Ja, für die Beleuchtung, du schaltest das Licht an und aus.“

Im Ernst? Beleuchtung?

Ich wäre sicherlich eine ganz andächtige Maria gewesen, eine sternenkundige Weise aus dem Morgenland oder ein wollweiß-flauschiges Schaf bei den Hirten – von einem goldgelockten Engel ganz zu schweigen. – Aber die Beleuchtung?!

Ich war tief enttäuscht. OK, ich musste keinen Text lernen und es bestand auch nicht die Gefahr, dass mir bei einer falschen Bewegung die Flügel abfallen. Aber trotzdem.

Der Heilige Abend kam und ich machte – ehrlich gesagt – immer noch ein bisschen beleidigt– an den richtigen Stellen das Licht an und aus.

35 Jahre ist das nun her und gerade bei der aktuellen Debatte um das Energiesparen – auch im Hinblick auf Weihnachtsbeleuchtung, muss ich erneut an diese Szene denken. Es scheint heute geradezu zur Kernkompetenz geworden zu sein, das Licht an den richtigen Stellen und vor allem oft genug auszuschalten oder gleich auszulassen. Da sollten sich auch die, die sich Weihnachten besonders festlich wünschen, nicht verschließen.

Gott kommt auch nicht im hell erleuchteten Jerusalem, sondern im verschlafenen und vielleicht etwas düsteren Betlehem zur Welt, so die Erzählung. Und was wirklich leuchtet, sind die Engel, die guten Botschaften, die weitergegeben werden: Rettung naht. Gott selbst, seine Liebe kommt in die Welt und ist schon da. Und der Stern, der über allem steht.

„Mache Dich auf, werde licht, denn dein Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir.“ So steht es bei Jesaja und ist eine Aufforderung, das göttliche Licht, das tief in uns drin ist, leuchten zu lassen.

Wir müssen nicht alle Maria sein, wir können uns aber aufmachen und Licht in diese Welt bringen – gerade in diesem Jahr.

 

Hier der Link zur ARD-Mediathek:

https://www.ardmediathek.de/video/aus-christlicher-sicht/aus-christlicher-sicht-15-12-2022/sr/Y3JpZDovL3NyLW9ubGluZS5kZS9BQ1NfMTIyNTEx