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Was mich stark macht

Noch zehn Minuten. Gleich geschafft! Das Laufband unter meinen Füßen rattert monoton. Zähne zusammenbeißen! Mein Blick bleibt an einem der Bildschirme hängen. Damit es nicht langweilig wird, kann man hier im Fitnessstudio fernsehen. Es läuft eine Werbung der Fitnessstudiokette: Schöne junge Menschen, die Sport machen. Sie halten sich fit für ihre perfekten Familien. Ihre besten Freunde finden sie natürlich hier: Beim Sport. Man hat das Gefühl: Ja, da ist sie, die Zukunft unseres Landes: Jung, schön, motiviert und strahlend. Zum Abschluss wird ein Satz eingeblendet: Fitness gibt dir die Stärke, im Leben weiter zu gehen.

Vor Empörung wäre ich beinahe rückwärts vom Laufband gefallen. Was soll das denn? Fitness als die ultimative Kraftquelle? Und alles, was damit zusammenhängen kann, ist der Maßstab aller Dinge? Schönheit und Gesundheit zum Beispiel? Das kann’s ja wohl nicht sein!
Was ist mit denen, die nicht fit, schön und gesund sind? Und was ist mit all den Situationen im Leben, in denen nicht alles perfekt ist? In meinem Leben waren das jedenfalls die Zeiten, die mich am meisten geprägt haben.
Jeder Mensch kann jederzeit krank werden. Das Leben ist zerbrechlich und fragil. Es hängt nicht nur an mir und meinem Bemühen, was mit mir und Körper passiert. Es ist nicht falsch, sich um sich zu kümmern – im Gegenteil. Und wer möchte nicht schön und gesund sein? Aber manchmal ist es wichtig, sich zu erinnern, dass das nicht alles ist. Was mir Stärke im Leben gibt, sind andere Dinge. Mein Glaube. Der hat mich durch Zeiten getragen, die ganz schön hässlich waren. Aber an ihnen bin ich gewachsen – und wirklich stark geworden.